Nach dem Rücktritt der knochentrockenen Theresa May lassen die britischen Tories nun mit dubiosen Wahlversprechen ihre Fantasie spielen.
Die Parteifarbe der britischen Konservativen ist blau. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum einzelne Kandidaten im Kampf um die Nachfolge von Partei- und Regierungschefin Theresa May nun geneigt scheinen, das Blaue vom Himmel, ähem, zu versprechen. Am einfallsreichsten ist, wenig überraschend, Favorit Boris Johnson: Erst machte er den Brexit-Fundamentalisten Hoffnung, die längst vereinbarten 39 Milliarden Pfund Scheidungskosten an die EU nicht zu zahlen. Zehn Milliarden davon wollte er am nächsten Tag gleich für Steuersenkungen für Besserverdiener aufwenden.
Im Kampf um den Heiligenschein vorne mit dabei ist auch Außenminister Jeremy Hunt. Nachdem der bisher wohl schärfste Konkurrent, Umweltminister Michael Gove, Kokainkonsum vor Jahrzehnten gestehen hatte müssen, wurde Hunt nun gefragt, ob er schon jemals das Gesetz gebrochen habe? Hunt, in sichtlicher Verzweiflung: „So sehr ich mir auch den Kopf zermartere, mir fällt da nichts ein.“
Weniger Kopfschmerzen hat wohl Johnson, Erfinder der Politik des „Kuchen-Haben-und-Essen“: Er erinnere sich, dass ihm in Studententagen einmal Kokain angeboten worden sei, „aber ich musste niesen, und daher kann ich nicht einmal sagen, ob es sich nicht um Staubzucker gehandelt hatte“.
Derart bei klarem Verstand geblieben, sind wohl schon in Kürze neue Versprechen von Johnson zu erhoffen. Immerhin bleiben ihm noch 29 Milliarden Pfund für weitere kreative Vorschläge, die er ja von der EU quasi schon so gut wie sicher zurückgewonnen hat. Bis zur Wahl des neuen Premierministers Ende Juli wird er es wohl nicht an Ideen fehlen lassen: Im Brexit-Referendum 2016 behauptete er, der EU-Austritt werde Großbritannien jede Woche um 350 Millionen Pfund reicher machen.
Ein Gericht wies in der Vorwoche eine Klage deshalb ab: „Wir haben gerade jedem Politiker das grüne Licht gegeben, uns für alle Zeiten über unser Geld anzulügen“, reagierte der abgewiesene Kläger.
Es ist wahrlich zum grün und blau ärgern.