In „Schlager, Glück & heile Welt“ führt Hanno Settele das Schlagerbusiness vor. Aber nur ein bisschen. Heute auf ORF 1.
In Zeitlupe nähert sich Hanno Settele seiner neuen Aufgabe. Man merkt: Er würde das, was jetzt kommt, lieber lassen. Aber das geht nicht mehr. Er hat sich selbst in etwas hineintheatert, aus dem er nur mit einem eher peinlichen öffentlichen Auftritt wieder heraus kommt. Dafür kann er nachher seine Selbstironie anschreiben lassen - auf die Marke Hanno Settele, der er mit seiner neuen ORF-1-Doku eine weitere Facette hinzufügt: die des glücklosen Schlagersängers. Das Scheitern ist freilich vorprogrammiert.
Dass er nicht singen kann, weiß Settele, der knorrige Hüftschwung auf der Bühne erinnert an einen gewissen Ex-Politiker bei „Dancing Stars". Aber um den perfekten Auftritt geht es hier auch gar nicht. In „Schlager, Glück & heile Welt – Settele muss auf die Bühne!“ (13. Juni, 20.15 Uhr, ORF 1) wirft der ehemalige ORF-Korrespondent, der sich der kreativen Doku-Gestaltung verschrieben hat, einen Blick hinter die Kulissen des boomenden Schlagerbusiness. „Trotz des Erfolges und der zehntausenden Fans auf den Konzerten gibt es Vorbehalte: Schlagerstars können nicht wirklich singen und überhaupt wird in den Liedern von einer heilen Welt erzählt, die es so gar nicht gibt, und damit werden dann Millionen verdient“, sagt Settele - und kann sich dann doch nicht durchringen, das Genre so ganz zu verteufeln.
Eintagsfliegen und sexistische Texte
Lauthals singt er mit einem weiblichen Fan zu Melissa Naschenwengs „I steh auf Bergbauernbuam“ mit. Er lässt sich von einem Wissenschaftler erklären, dass die Menschen in „relativ bewegten Zeiten“ ein Bedürfnis nach Sicherheit, Gewissheit und Gemütlichkeit (= heile Welt) hätten. Ein Musikmanager findet sogar, das sei „ja fast Sozialarbeit, die wir da machen“. Da sind Casting-Show-Eintagsfliegen (die danach den Abstieg zum Postler verkraften müssen) oder sexistiche Texte à la „Hey Weiba, aussa mit de Depf, heit gibt's Nudeln“ (von Sängerin Hannah) wohl so etwas wie Kollateralschäden der Unterhaltungsindustrie. Aber auch denen stattet Settele einen höflichen Besuch ab - und überlässt es dann dem Publikum, sein eigenes Urteil zu bilden.
In seinem Selbstversuch erfährt er dann, dass es gar nicht so leicht ist, das Publikum zu überzeugen. Im Gabalier-Outfit (Karo-Hemd und Lederhose) fühlt er sich nicht wohl, beim Singen geniert er sich und die Nervosität vor dem Auftritt ist eklatant „trotz dutzender Live-Einstiege aus Washington“. Aber Settele ist eine Rampensau: Er will nach vorn, auf die Bühne, vors TV-Publikum. Also performt er am Ende sein Liedchen live bei einem Schlagerfestival: „Nur mit Dir, jetzt und hier . . .“ Es ist kein Fiasko. Höflicher Applaus - schließlich kennt man den Herrn aus dem Fernsehen. Erleichterung bei Settele. Schlagerstar wird aus ihm keiner. Unterhaltsam ist das aber jedenfalls. Und vielleicht klappt's ja eines Tages mit „Dancing Stars“.