Die Vorwahlen glichen einer Achterbahnfahrt. Er galt lange Zeit als Favorit, dann trat Ernüchterung ein: Die ersten beiden Wahlgänge in Iowa und New Hampshire waren für Biden enttäuschend. Doch dann kam sein Comeback in Nevada und South Carolina, woraufhin sich Konkurrent des moderaten Lagers - Buttigieg und Klobuchar - hinter ihm versammelten. Er ist nun der Favorit des gemäßigten Demokraten-Lagers und geht gestärkt aus dem Super Tuesday hervor.Sollte Joe Biden zum 46. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt werden, wäre das eine Geschichte, wie sie Hollywood gern erzählt. Mit 78 Jahren zum Amtsantritt im Jänner 2021 wäre Biden nicht nur der älteste Präsident. Er wäre auch die Personifikation des amerikanischen Credos, wonach Rückschläge den Charakter formen und man letztlich gestärkt aus ihnen hervorgeht. Bidens Vita ist reich an Niederlagen und Schicksalsschlägen. Geboren inmitten des Zweiten Weltkriegs, in eine Mittelklassefamilie irischer Abstammung, wuchs Biden in Pennsylvania auf. Nach dem Jusstudium wurde der 29-Jährige 1972 überraschend zum Senator von Delaware gewählt, ehe seine Frau, Neilia, und die einjährige Tochter, Naomi, bei einem Autounfall starben. Die Söhne, Beau und Hunter, überlebten schwer verletzt. Er heiratete ein zweites Mal, kandidierte ein erstes Mal 1988 für die Präsidentschaft – und scheiterte kläglich, wie auch 20 Jahre später beim zweiten Versuch. Der aufstrebende Star der Demokraten, Barack Obama, stahl ihm damals die Show, kürte ihn aber zu seinem Vize. 2016 spekulierte Biden mit einer Kandidatur, entschied sich aber dagegen – die Narben nach dem Krebstod seines Sohnes Beau 2015 waren noch zu frisch. Noch im Sterbebett hatte Beau ihn angefleht, doch anzutreten. Biden war überzeugt davon, Donald Trump schlagen zu können – und bereute es hinterher, nicht gegen Hillary Clinton ins Rennen gegangen zu sein. Als größtes Problem seiner Kandidatur gelten sein Alter und die früheren Aktivitäten seines Sohnes Hunter in der Ukraine. Stichwort Ukraine-Affäre.
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