Nun ist es offiziell: Helmut Brandstätter, bis vorvorgestern noch „Kurier“-Herausgeber, tritt auf dem zweiten Listenplatz für die Neos an.
Wien. Helmut Brandstätter, bis Dienstag Herausgeber des „Kurier“, hat rasch in die neue Aufgabe gefunden. Auf die Frage, welches Ministeramt er sich bei einer möglichen Regierungsbeteiligung der Neos vorstellen könnte, weicht er so gekonnt aus, wie man es von langjährigen Politikern gewohnt ist. Seit Donnerstag ist offiziell, was lang Gerücht war: Der 64-Jährige tritt bei den Nationalratswahlen als parteifreier Kandidat für die Neos auf dem zweiten Listenplatz an. Die Parteimitglieder stimmen am Samstag in Salzburg über die Vergabe der Wildcard an ihn ab.
Vom ORF ins Parlament. Der ORF-Anchorman sollte Wissenschaftsminister werden, so der Plan des damaligen SPÖ-Chefs Alfred Gusenbauer. Das klappte zwar nicht, Broukal wurde aber eine der tragenden Säulen im SPÖ-Klub. Bruckberger / Die Presse
Vom ORF-Journalisten zum FPÖ-Politiker. Der ORF-Journalist trat 1993 für die FPÖ in Niederösterreich an. Er wurde Landesrat und später Landesparteichef. 2005 wechselte er zum BZÖ. Heute ist er mit einer Namensliste Bezirksrat in Wien. APA
Vom Anchorman zum EU-Abgeordneten. Bei der EU-Wahl 2013 nutzte die SPÖ die Prominenz des ORF-Journalisten und stellte ihn als Spitzenkandidaten auf. Nach einem etwas holprigen Wahlkampf zog er ins EU-Parlament ein, blieb dort aber weitgehend unauffällig. Die Presse
Vom ORF zu ÖVP und FPÖ. Die ORF-Moderatorin war von 1996 bis 2006 ÖVP-Abgeordnete im Europaparlament, danach Bezirksvorsteherin für den ersten Bezirk. Heute ist sie nicht amtsführende Stadträtin – aber nicht für die ÖVP, sondern für die FPÖ. Die Presse
Die ORF-Chefin als wilde Abgeordnete. Frank Stronach holte die frühere ORF-Generaldirektorin auf seine Liste. Lindner trennte sich aber noch vor der Wahl vom Team Stronach, zog als wilde Abgeordnete ins Parlament ein – und blieb etwas mehr als einen Monat. Die Presse
Zwischenspiel in der Politik. Alfred Worm war der führende Aufdeckerjournalist in Österreich (AKH-Skandal etc.). Ein Zwischenspiel als ÖVP-Gemeinderat war dann nicht ganz so erfolgreich, Worm ging zurück in den Journalismus. APA
Vom Aufdecker zum Aufdecker. Die SPÖ zog 1999 mit dem Aufdeckerjournalisten Hans-Peter Martin in die Wahl. Der machte sich auch im EU-Parlament als Aufdecker einen Namen – und mit vielen Querelen, erst mit der SPÖ, dann mit der eigenen Liste. APA/DIETMAR STIPLOVSEK
Vom ORF zur FPÖ. Die ORF-Journalistin kandidierte 1999 als Quereinsteigerin für die FPÖ, zog in den Nationalrat ein und wurde schließlich sogar FPÖ-Generalsekretärin. Heute ist sie als Medien- und Kommunikationstrainerin tätig. APA
Vom ORF nicht in die Politik. Gleich zweimal hat der ORF-Moderator Wolfram Pirchner für die ÖVP kandidiert. Allerdings erfolglos: Weder bei der niederösterreichischen Landtagswahl noch bei der EU-Wahl reichte es für ein Mandat. Die Presse
Vom ORF ins Rathaus. Er war einer der erfolgreichsten Quereinsteiger in die Politik: Der ORF-Journalist und Fernsehdirektor Helmut Zilk war Unterrichtsminister in der Regierung Sinowatz und von 1984 bis 1994 Bürgermeister von Wien. (Im Bild 2007 mit Gattin Dagmar Koller). APA
So erfolgreich waren Journalisten in der Politik
Der Journalist verlässt damit nach 35 Jahren die Medienbranche und, so Parteichefin Beate Meinl-Reisinger, „die Zuschauerreihe“. Er sei der „ideale Bündnispartner für die Neos, von A wie Anstand bis Z wie Zukunft“, der zuletzt „konsequent falsche Entwicklungen im Land aufgezeigt hat“. Sie meint damit vor allem sein vorgestern präsentiertes Buch „Kurz&Kickl“. Das will er nicht, wie viele seiner Exkollegen, als „Abrechnung“ mit der türkis-blauen Regierung sehen. Er habe nur „Fakten aufgezeigt, wie der Weg in einen autoritären Staat aussehen kann“.
Helmut Brandstätter spricht im Interview über seinen „sauberen“ Wechsel vom „Kurier“ zu den Neos. Er sieht dieses Land in Gefahr, will von seiner Parteichefin keine Befehle entgegennehmen und kann sich eine Koalition mit der ÖVP vorstellen.
93,2 Prozent stimmten bei einer Mitgliederversammlung in Salzburg für den ehemaligen Journalisten Helmut Brandstätter. Standing Ovations gab es für Irmgard Griss.
Die Neos geben dem bisherigen „Kurier“-Herausgeber Brandstätter eine „Wildcard“. Er wird hinter Parteichefin Meinl-Reisinger auf Platz zwei kandidieren. Letztere betont: „Ich möchte Widerspruch, auch in den eigenen Reihen.“
Brandstätter wird am Mittwoch sein Buch „Kurz & Kickl“ vorstellen, am Donnerstag will er bekanntgeben, ob er in die Politik wechselt. Spekuliert wird über eine Kandidatur bei den Neos.
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