Doping-Manipulation: Wada setzt Russland dreiwöchige Frist

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Welt-Anti-Doping-Agentur erhielt Dokumente mit Widersprüchen. Sollte sich der Fälschungsvorwurf erhärten, droht Russlands Anti-Doping-Agentur eine erneute Suspendierung - und Russlands Sportlern das Olympia-Aus 2020.

Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) setzt Russland unter Druck. Innerhalb von drei Wochen müssen die Verantwortlichen in dem Land auf die jüngsten Vorwürfe zu Manipulationen im Moskauer Dopinglabor antworten. "Die WADA hat die russische Seite dazu aufgefordert, in dieser Zeit Erklärungen zu den angeblichen Unregelmäßigkeiten im Moskauer Labor abzugeben", sagte der Chef des Aufsichtsgremiums der russischen Anti-Doping-Behörde (RUSADA), Alexej Iwljew, am Montag der Agentur Interfax.

Der RUSADA und dem russischen Sportministerium seien Kopien der Berichte der WADA und von unabhängigen Experten zur Verfügung gestellt worden, teilte die WADA-Exekutive nach ihrer Sitzung in Tokio mit. In den Dokumenten seien "die fraglichen Widersprüche aufgeführt. Sie erhielten drei Wochen Zeit, um ihre Kommentare abzugeben, zusammen mit Antworten auf eine Liste mit spezifischen Fragen", heißt es in dem Statement.

Allerdings hat es laut WADA auch "gute Fortschritte" bei der Analyse der Moskauer Labordaten gegeben: "Bisher wurden bereits 47 Fälle identifiziert und Beweispakete an die zuständigen internationalen Sportverbände übermittelt."

Das Internationale Olympische Komitee teilte am Montag mit: "In Übereinstimmung mit den neuen WADA-Regularien, die seit April 2018 in Kraft sind, wird dieser Prozess von der Anti-Doping-Agentur durchgeführt, und das IOC respektiert dieses Vorgehen voll und ganz."

Wenn sich der Fälschungsvorwurf erhärten sollte, droht der RUSADA eine erneute Suspendierung. Nach einer dreijährigen Sperre hatte die WADA den Bann am 20. September 2018 aufgehoben - mit der Auflage, dass Russland die Doping-Daten und -Proben aus den Jahren 2012 bis 2015 an die WADA übergibt. Dies ist aber erst nach einigem Zögern geschehen.

Der russische Sportminister Pawel Kolobkow betonte, ausländische wie russische Experten würden in dem Fall zusammenarbeiten. "Wie werden weiterhin alles machen, um jede Unterstützung von unserer Seite zu garantieren", sagte er.

Bei der WM (27. September bis 6. Oktober) dürfen auf jeden Fall 29 Leichtathleten aus Russland unter neutraler Fahne an den Start gehen. Diese Regelung gilt seit den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro auch für andere internationale Wettkämpfe wie WM und EM.

Iwljew betonte, es sei noch zu früh, um über mögliche Folgen für die Teilnahme russischer Athleten an den Olympischen Spielen 2020 zu spekulieren. Auch der Kreml reagierte zurückhaltend. "Die WADA hat eine Reihe von Fragen", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. "Jetzt müssen wir einfach warten."

Auch das Council des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF) beriet am Montag in Doha über die seit November 2015 bestehende Suspendierung des russischen Verbandes. Dass die Sperre vier Tage vor Beginn der WM in Doha aufgehoben wird, ist zu bezweifeln. Die jetzt getroffene Entscheidung der WADA wird sicher Einfluss auf das Urteil der IAAF-Exekutive haben.

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