Die Dritte auf der Landesliste habe noch nicht mitgeteilt, ob sie ihr Mandat annehmen will oder nicht, heißt es aus der Partei. Die Prüfung des Spesenkontos von Heinz-Christian Strache laufe noch.
Die Wiener FPÖ wartet ab, ob Philippa Strache - die Frau von Ex-Obmann Heinz-Christian Strache - ihr Mandat annehmen will. Wobei der Partei derzeit offenbar nichts anderes übrig bleibt. Denn die Dritte auf der Landesliste habe noch nicht mitgeteilt, wie sie vorgehen wird, sagte eine Sprecherin am Mittwoch. Die Prüfung der Spesen-Vorwürfe gegen Strache selbst hat den Angaben zufolge keine Auffälligkeiten ergeben.
"Wir haben von ihr noch nichts gehört", betonte eine Sprecherin bezügliche Philippa Straches Entscheidung, das Mandat anzunehmen oder nicht. Somit bleibe vorerst nur, auf das endgültige Ergebnis zu warten, hieß es. Die restlichen Wahlkartenstimmen werden am Donnerstag ausgezählt. Vorher werde man keine Entscheidungen treffen, wurde betont. Die FPÖ hätte die Möglichkeit, den Einzug Philippa Straches ins Parlament zu verhindern bzw. ihn zu ermöglichen.
Würde der auf dem zweiten Platz gereihte Harald Stefan das Wahlkreis- und nicht das Landes-Mandat annehmen, wäre Strache im Parlament. Dies war ursprünglich so geplant. Würde Stefan über die Landesliste einziehen, würde sie hingegen wohl leer ausgehen.
Prüfung des Spesenkontos läuft
Unterdessen läuft in der Landespartei die Prüfung des Spesenkontos von Heinz-Christian Strache, wie bekräftigt wurde. Neue Erkenntnisse gibt es dazu im Vergleich zur Vorwoche aber nicht - auch weil Wahltag und Gremiensitzungen für die Untersuchungen wenig Zeit gelassen hätten, wie betont wird. Es gebe weiterhin keine Auffälligkeiten, wurde beteuert. Auch Parteiobmann Norbert Hofer hat zuletzt versichert, dass keine "toxischen Belege" in den Abrechnungen gefunden worden seien.
Das bestätigte auch der Wiener Parteichef Dominik Nepp im Ö1-Mittagsjournal: "Es gab eine interne Prüfung, uns ist dabei nichts aufgefallen." Man habe sämtliche Belege der Staatsanwaltschaft übergeben. Wie auf Anfrage bei der Wiener FPÖ erläutert wurde, wurde mit der Aufarbeitung auch ein externer Wirtschaftsprüfer beauftragt. Straches Mitgliedschaft in der FPÖ war am Dienstag suspendiert worden.
Nach vier Nationalratswahlen erreichte Heinz-Christian Strache sein Ziel: Die FPÖ schaffte es mit ihm im Oktober 2017 in die Regierung, der Langzeit-Parteichef wurde Vizekanzler im Kabinett von ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz. Nur eineinhalb Jahre später ist seine Karriere nun beendet: Ein Video, aufgenommen im Sommer 2017, wurde ihm - eine knappe Woche vor der EU-Wahl am 26. Mai 2019 - zum Verhängnis. Nach einem Jahr und 151 Tagen in Regierungsverantwortung zieht sich Strache aus allen politischen Funktionen zurück. APA/HERBERT NEUBAUER
Seit mehr als 13 Jahren stand der Wiener der FPÖ vor, 14 Jahre lang war er Chef der Bundespartei. Seitdem hat er einen gewissen Wandel vollzogen, vor allem bei medialen Auftritten ist er um sanftere Töne bemüht. Eine bewusst gewählte Strategie, um breitere Wählerschichten anzusprechen, wie Meinungsforscher dem FPÖ-Chef mehrfach attestierten. Doch das Video in einer Villa auf Ibiza zeigte zuletzt ein ganz anderes Bild. (c) APA (HANS PUNZ)
Schon früher war man harschere Worte von Strache gewohnt. 2006 forderte der gelernte Zahntechniker etwa, Abzuschiebende nicht mit zivilen Flugzeugen, sondern mit Bundesheer-Maschinen außer Landes zu bringen, denn: "Ich sage, die Herkules umrüsten zu einer Abflugmaschine, da können sie dann schreien, sich anurinieren, da stört's dann niemanden, da werden sie abgeschoben", sagte er bei einer Wahlkampf-Veranstaltung. APA/ROLAND SCHLAGER
Bemühungen Straches um die Öffnung der Partei in Richtung Mitte sehen Beobachter lange auch in dessen Versuch, den "rechten Rand" innerhalb der Partei zurückzudrängen. Im Jahr 2014 etwa entledigte sich der FPÖ-Obmann des damaligen freiheitlichen EU-Spitzenkandidaten Andreas Mölzer (Bild), der wegen einem Sager über ein "Negerkonglomerat" bzw. einen Vergleich der EU mit dem Dritten Reich stark in Kritik geraten war. Strache gibt sich auch als Vizekanzler staatsmännisch, allerdings häufen sich sogenannte Einzelfälle in seiner Partei. HERBERT NEUBAUER / APA / picture
Strache ist sein Image als Partymacherscheint ihm lästig geworden: "Für mich ist Ibiza ein Kraft-Ort, wo ich mich mit meinen Kindern und meiner Frau zurückziehen kann", sagt er 2017. Im krassen Gegensatz dazu seine Jugend, als er sich an "Waldspielen" beteiligte, die an Wehrsportübungen erinnerten. Im Haus von NDP-Gründer Norbert Burger, mit dessen Tochter Strache liiert war, ging der heutige FPÖ-Chef aus und ein. Und noch 2004, bereits als Obmann der Wiener Freiheitlichen, wollte sich Strache mit einem Kontrahenten im Rahmen eines Burschenschafter-Streits duellieren. APA/HERBERT PFARRHOFER
In den Wahlkampagnen - jene für die Oberösterreich-, Wien- und sowie der Nationalratswahl 2017 - setzte der zweifache Vater vor allem auf das Asyl-Thema, um seine Wähler zu mobilisieren. EU und Regierung warf er wiederholt "völliges Versagen" in der Flüchtlingspolitik vor (besonders scharf wird Außenminister, ÖVP-Chef Sebastian Kurz verbal attackiert) bzw. das nunmehrige "Kopieren" blauer Ideen. APA/ROLAND SCHLAGER
Unbestritten war bis zum Bekanntwerden des Videos auch Straches Standing innerhalb der freiheitlichen Partei. Dies hat er nicht nur Beratern wie Generalsekretär Herbert Kickl zu verdanken, sondern ist auch Folge eines blauen Helden-Mythos, der den Obmann umwehte. Als sich Jörg Haider mit dem freiheitlichen Regierungsteam und beinahe dem gesamten Parlamentsklub ins BZÖ verabschiedete, galt nur noch der aufstrebende Strache als jener, der das politische Begräbnis der FPÖ verhindern konnte. APA
In Regierungsfunktion angekommen inszenierte sich Strache als Reformer - gemeinsam mit Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) präsentierte er etwa einen Familienbonus oder die Steuerreform. Abseits dessen zeigte er sich als romantischer Ehemann, Papa-Monat-Vater und Hundefreund. GEPA pictures
Straches politischer Weg war dabei zunächst gar nicht so deutlich vorgezeichnet: Nach der Schule absolvierte er eine Lehre zum Zahntechniker, ging zum Heer, absolvierte die Studienberechtigung, begann ein Geschichtsstudium und machte sich 1993 mit einem zahntechnischen Unternehmen selbstständig. Erst der damalige FPÖ-Bezirkschef von Wien-Landstraße, Herbert Güntner, holte ihn in als Bezirksrat in die Partei. REUTERS
Zur Person: Geboren wurde der zweifache Vater Heinz-Christian Strache am 12. Juni 1969 in Wien. Nach Abschluss seiner Lehre wurde er 1991 mit nur 21 Jahren Bezirksrat. Von seiner aus der Gastronomen-Familie Plachutta stammenden Frau Daniela ist er geschieden, hat mittlerweile aber neuerlich geheiratet: Philippa Beck (Bild). Zu Straches Hobbys zählt Kung-Fu, als sein Laster gibt er das Rauchen an. APA/ROBERT JAEGER
Heinz-Christian Strache: Das schnelle Ende einer langen Karriere