Umwelt

Energieverbrauch des Verkehrs in Österreich seit 1990 fast verdoppelt

Zaehfliessender Verkehr Stadtautobahn A 100 Wilmersdorf Berlin Deutschland *** Countless traffic
Zaehfliessender Verkehr Stadtautobahn A 100 Wilmersdorf Berlin Deutschland *** Countless trafficimago images / Schöning
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Noch vor 30 Jahren waren die Haushalte die größten Verbraucher von Energie. heute werden sie von Verkehr und Industrie in den Schatten gestellt.

In den letzten knapp drei Jahrzehnten hat sich der Energiebedarf des Verkehrs in Österreich fast verdoppelt und ist am stärksten von allen Sektoren gewachsen. Industrie und Haushalte, die 1990 noch mehr Energie verschlangen als der Verkehr, wurden so überholt. Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) fordert daher eine Drosselung des Energieverbrauch im Verkehr und eine raschere Umstellung auf E-Autos.

Der Verkehr hat seinen Energiebedarf von 1990 bis 2018 um 92 Prozent von 209 auf 401 Petajoule gesteigert.

Für 85 Prozent der Zunahme des Energieverbrauchs sei der Kfz-Verkehr verantwortlich - durch mehr Verkehr wegen der Zersiedelung, sinkende Pkw-Besetzungsgrade, den auf hohem Niveau stagnierenden realen Spritverbrauch und eine Infrastrukturpolitik, die Straßen ausbaue, während das Schienennetz schrumpfe, kritisiert der VCÖ. Im Gütertransport treibe der wachsende Lkw-Verkehr den Energiebedarf, und die im EU-Vergleich niedrige Mineralölsteuer (MÖSt) lade Transit-Lkw zum Tanken bei uns ein.

Autobestand mit Verbrennungsmotoren steigt weiter

Um die Klimaziele erreichen zu können, müsste der Energiebedarf des Verkehrs deutlich gesenkt und die Umstellung der Autoflotte von Verbrennungs- auf E-Motoren beschleunigt werden. Der Energieverbrauch von Elektroautos, die mit einem österreichischen Strom-Mix fahren, sei - samt Fahrzeug- und Batterieherstellung - um 38 Prozent geringer als bei Diesel-Pkw, so der VCÖ. Doch heuer sei allein in den ersten neun Monaten der Bestand an Diesel- und Benzin-Pkw in Österreich um weitere 39.653 gestiegen, während die Zahl an Elektro-Pkw um 7.057 auf insgesamt erst 27.888 angestiegen sei.

Die Energiebilanz der Verkehrsmittel verdeutlicht die Bedeutung eines veränderten Mobilitätsverhaltens: Ein Linienbus benötigt inklusive Fahrzeugherstellung pro Personenkilometer um 77 Prozent weniger Energie als ein durchschnittlicher Diesel-Pkw, die Bahn um 85 Prozent weniger und das Fahrrad um 98 Prozent weniger Energie. „Damit der Verkehr auf Klimakurs kommt, ist der Infrastrukturausbau rasch in Einklang mit den Klimazielen zu bringen“, betont VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen.

Etwas weniger als beim Verkehr ist der Energieverbrauch in der Industrie gestiegen. Deutlich moderater sind der Verbrauch der Privathaushalte gestiegen, während in der Landwirtschaft ein Rückgang zu verzeichnen war.

(APA/red.)

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