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Fiat sucht erneut einen Partner in Frankreich

FILE PHOTO: The logo of Fiat carmaker is pictured at a dealership in Orvault near Nantes
FILE PHOTO: The logo of Fiat carmaker is pictured at a dealership in Orvault near NantesREUTERS
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Auto. Die geplante Fusion mit Renault scheiterte nach kurzen Verhandlungen. Nun wollen die Italiener es mit Peugeot probieren.

Wien. „Ein Autohersteller, der weniger als fünf Millionen Fahrzeuge pro Jahr herstellt, ist einfach zu klein, um überleben zu können.“ Diese auf ein Zitat verkürzte Kurzanalyse über notwendige Fusionen in der Automobilwirtschaft machte der langjährige Fiat-Chef Sergio Marchionne bereits vor gut zehn Jahren. Der im Sommer 2018 überraschend verstorbene Italo-Amerikaner strebte in der Folge Zeit seines Managerlebens danach, Fiat zu vergrößern. Bei GM und VW blitzte er mit seinem Ansinnen zwar ab, 2009 gelang ihm mit der Übernahme von Chrysler jedoch der erste große Coup. Dennoch blieb auch der fusionierte Konzern Fiat-Chrysler (FCA) mit zuletzt 4,8 Millionen Autos im Jahr immer noch unter der einst genannten Mindestgrenze.

Marchionnes Nachfolger, Mike Manley, führt die Suche nach einem zusätzlichen Partner nun mit ähnlicher Vehemenz fort. Ende Mai dieses Jahres dachte man in Turin bereits fündig geworden zu sein. Mit dem französischen Autohersteller Renault wurden damals konkrete Gespräche aufgenommen. Allerdings endeten diese bereits nach elf Tagen mit einem Scheitern, für das sich beide Seiten in der Folge die Schuld zuschoben. Laut den Italienern mischte sich der französische Staat, der bei Renault 15 Prozent der Anteile hält, zu stark ein. Aus Paris wiederum hieß es, die Italiener hätten zu viel Druck gemacht und auf den japanischen Renault-Partner Nissan zu wenig Rücksicht genommen.

Verhandlungen bestätigt

Nun versucht Fiat beim zweiten französischen Autohersteller PSA (Peugeot, Citroën) anzudocken. Die beiden Unternehmen bestätigten am Mittwoch, dass sie Gespräche über eine mögliche Fusion führen. Eine erste Annäherung gab es bereits Anfang des Jahres. Dann kamen allerdings die Verhandlungen mit Renault dazwischen, weshalb das Thema für einige Monate auf Eis lag.

Die Logik hinter einem Zusammenschluss soll ähnlich sein wie bei einer möglichen Fusion von FCA mit Renault. Zusammen würden die beiden Unternehmen nicht nur auf eine Marktkapitalisierung von 44 Mrd. Euro kommen, sie wären mit 8,7 Millionen verkauften Autos im Jahr auch die globale Nummer vier der Branche nach VW, Renault-Nissan und Toyota. Und Größe ist in der Autoindustrie derzeit vor allem deshalb ein Thema, weil für den technologischen Umbau in Richtung weniger CO2-Ausstoß und Elektromobilität hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung notwendig sind. Wer diese Kosten auf mehr verkaufte Autos aufteilen kann, ist hier klar im Vorteil. Etwas weniger Logik macht der Zusammenschluss von FCA und PSA jedoch in geografischer Hinsicht. So sind beide Konzerne in Europa stark und könnten mit vereinten Kräften vor allem VW wehtun. Dank der FCA-Töchter Jeep und Ram gibt es auch in den USA eine nennenswerte Präsenz. Im Wachstumsmarkt Asien wäre jedoch auch der neue Konzern nur schwach aufgestellt.

Die zwei größten Probleme liegen jedoch woanders. So ist wie bei Renault auch bei PSA der französische Staat beteiligt. Zwar indirekt über eine staatliche Investbank. Dennoch sehen Beobachter das als möglichen Dealbreaker. Noch gravierender ist jedoch, dass bei Fiat in Italien nach wie vor große Strukturreformen notwendig sind. Peugeot-Chef Carlos Tavares gilt als harter Sanierer, dem diese Aufgabe auch zugetraut wird. Die Frage ist jedoch, ob die italienischen Gewerkschaften im Vorfeld daher bereits eine Fusion torpedieren würden.

Die Aktionäre störten diese Sorgen am Mittwoch nicht. Die Papiere beider Firmen legten rasant an Wert zu. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2019)

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