Skandaljahr

Ein zweites "Annus horribilis" für Queen Elizabeth

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Autounfall, Familienstreitigkeiten und jetzt auch noch ein handfester Skandal. Für die Royal Family war das Jahr 2019 von vielen Negativ-Schlagzeilen geprägt.

Das Jahr 1997 ging in der Weihnachtsansprache von Queen Elizabeth II als ihr persönliches "Annus horribilis", ihr Jahr voller Schrecken, in die Geschichte ein. Damals sorgten nicht nur die Trennungen von Prinz Andrew und Sarah Ferguson sowie Prinz Charles und Diana für schlechte Stimmung. Auch Prinzessin Annes Scheidung wurde rechtskräftig und Prinzessin Dianas Buch "Diana: Her True Story" sorgte für schlechte Publicity. Hinzu kam noch ein Feuer auf Windsor Castle, das die Decke der St. George's Hall zum Einsturz brachte und einige Apartments beschädigte. Mit ihrem charakteristischen Understatement sagte die Queen damals: "Das ist kein Jahr, auf das ich mit ungetrübter Freude zurückblicken werde."

Von dem Skandal rund um Prinz Andrew muss sich die "Firma" erst einmal erholen.
Von dem Skandal rund um Prinz Andrew muss sich die "Firma" erst einmal erholen. (c) REUTERS (Toby Melville)

2019 könnte wohl ein zweites Annus horribilis werden. Daran ist nicht nur, aber auch Prinz Andrew Schuld. Der 59-jährige angebliche Lieblingssohn der Queen wurde seine Nähe zu Jeffrey Epstein zum Verhängnis. Nach einem desaströsen TV-Interview, bei dem der Prinz den Opfern des Sexualstraftäters keinerlei Mitgefühl ausdrückte, wird er nun bis auf Weiteres keine offiziellen Aufgaben für die britische Königsfamilie mehr übernehmen.

Ihm sei klar geworden, "dass die Umstände meiner früheren Verbindung zu Jeffrey Epstein zu einer enormen Störung geworden sind für die Arbeit meiner Familie und die wertvolle Arbeit in den Organisationen und Vereinen, die ich mit Stolz unterstützt habe", schrieb Andrew. Er habe daher die Queen gebeten, "auf absehbare Zeit" von seinen Aufgaben zurücktreten zu dürfen. Die Königin habe ihm das gewährt. Er bereue weiterhin uneingeschränkt seine Verbindung zu Epstein und habe zutiefst Mitgefühl mit den Opfern. "Selbstverständlich bin ich bereit, mit jeder angemessenen Ermittlungsbehörde zusammenzuarbeiten, wenn es notwendig sein sollte", so Andrew.

Negativschlagzeilen öffentliche Streitereien

Aber das Jahr 2019 fing schon im Jänner nicht gut an, als der 97-jährige Ehemann der Queen, Prinz Philip, einen Autounfall verursachte und dabei zwei Frauen verletzte. Der Unfall führte zu einer öffentlichen Diskussion über Altersbegrenzungen für Fahrzeuglenker.

Erst mehrere Wochen nach dem Unfall gab Prinz Philip seinen Führerschein ab.
Erst mehrere Wochen nach dem Unfall gab Prinz Philip seinen Führerschein ab. (c) Reuters (Neil Hall)

Aber auch Prinz Harry und Herzogin Meghan haben in diesem Jahr die Presse nicht gerade auf ihrer Seite und den ein oder anderen Aufruhr in der "Firma", wie Queen Elizabeth die Royal Family nennt, verursacht. Der Umzug nach Frogmore Cottage, das den britischen Steuerzahlern über 2,4 Millionen Pfund kostete und der angebliche Zwist mit Prinz William und Herzogin Catherine sorgten ebenso wenig für gute Schlagzeilen wie die Geburt von Urenkel Archie. Medien und die britische Öffentlichkeit fühlten sich von Geburt und Taufe großteils ausgeschlossen, da Prinz Harry und Herzogin Meghan immer wieder auf ihre Privatsphäre pochten.

Das Interview, das Prinz Harry und Herzogin Meghan dann während ihrer Afrikatour gaben, kam ebenfalls nicht überall gut an. Während Prinz Harry bestätigte, dass sich sein Bruder und er auf "unterschiedlichen Wegen" befinden würden, lamentierte Herzogin Meghan über die Schattenseiten des royalen Daseins und ihren Schwierigkeiten als junge Mutter und Ehefrau. Diese Beschwerden, vor allem im Zuge der Tour durch Afrika, bei der eigentlich Charity-Organisationen im Mittelpunkt stehen sollten, sorgte für Unverständnis. Darüber hinaus verklagte Prinz Harry auch noch zwei Boulevardzeitungen.

Prinz Harry und Herzogin Meghan hadern mit der Öffentlichkeit und ihrer Rolle in der Royal Family.
Prinz Harry und Herzogin Meghan hadern mit der Öffentlichkeit und ihrer Rolle in der Royal Family. (c) REUTERS (Toby Melville)

Der Image-Schaden ist für die Royal Family aufgrund der Skandale enorm. "Das Problem mit königlichen Verdiensten ist, wie die vergangenen Jahre bewiesen haben, dass sie sofort eliminiert werden können, wenn neue Skandale auftauchen. Erinnern Sie sich daran, wie verletzt und wütend die Öffentlichkeit war, als 'Buckingham Palace' - das heißt die Königin - 1997 unsensibel auf den plötzlichen Tod von Diana, der Prinzessin von Wales, reagiert haben soll. Es hat Jahre gedauert, bis die königliche Marke wieder aufgebaut war, und hier sind wir wieder", schreibt etwa Biograf A.N. Wilson in der "Daily Mail".

(chrile/Ag.)

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