Dokumente belegen das Leid der Muslime in Xinjiang. Die islamischen Staaten ziehen es vor, Peking zu hofieren statt Kritik zu üben.
Tunis. Es ist der derzeit größte Gulag weltweit. Vor drei Jahren begann China, Angehörige der Uiguren in Hunderten von Lagern einzusperren, ein Schicksal, das mittlerweile mehr als eine Million Menschen teilen. Geheime Dokumente der Kommunistischen Partei Chinas, die westlichen Medien zugespielt wurden, belegen jetzt, dass die muslimische Minderheit im Nordwesten des Landes systematisch misshandelt und einer kollektiven Gehirnwäsche unterzogen wird. Doch während die Unterdrückung der Palästinenser durch Israel in der islamischen Welt regelmäßig zu empörten Anklagen führt, herrscht bei dem Leid der uigurischen Glaubensgenossen kollektives Schweigen.
Als einzige Nation lehnte sich Anfang des Jahres die Türkei aus dem Fenster, als das Außenministerium Chinas Vorgehen als „große Schande für die Menschheit“ bezeichnete und forderte, „die Konzentrationslager zu schließen“. Schon im Juli jedoch bei seiner Reise nach Peking blieb Staatschef Recep Tayyip Erdoğan auffällig wortkarg und warnte davor, das Thema zu missbrauchen, um die Türkei und China zu entzweien.