Der Erdrutschsieg für Boris Johnson war nicht nur ein Aufschrei der Briten, den Brexit endlich zu vollziehen. Großbritannien ist am Freitag in einer neuen politischen Realität erwacht, die prominente Opfer forderte.
London. Der römische Staatsmann Marcus Porcius Cato schrieb sich in die Geschichte der politischen Rhetorik mit den Worten ein: „Ceterum censeo Carthaginem esse delendam". Egal, welches Thema im Senat zur Debatte stand, Cato beendete jede Wortmeldung mit der Forderung nach der Zerstörung Karthagos. Ebenso gebetsmühlenhaft wiederholte der britische Premierminister Boris Johnson, der einst in Oxford die Klassiker studiert hat, im Wahlkampf um das britische Unterhaus zu jeder Frage seine Parole: „Get Brexit done.“
Wie einst bei Cato: Message-Control funktioniert. Die Wahl brachte einen riesigen, auch persönlichen, Triumph für Johnson. Nun muss er zeigen, dass er mehr kann, als den EU-Austritt umsetzen.
Denn das Wahlergebnis war nicht nur ein Aufschrei der Briten, das Thema Brexit endlich zu vollziehen. Im Juni 2016 hatte das Volk mit 52 zu 48 Prozent für den Austritt aus der EU gestimmt. Dreieinhalb Jahre später ist Großbritannien immer noch dabei. Und auch wenn Johnson schon in der Wahlnacht in seiner ersten Stellungnahme von einem „gewaltigen Mandat, den Brexit umzusetzen“, sprach, wird das Land noch Jahre brauchen, um seine Beziehungen zu Europa neuzuordnen. Die Wahl hat aber ein für alle Mal allen Versuchen oder Spekulationen auf eine neue Volksabstimmung oder eine Rückgängigmachung des Brexit ein Ende bereitet.