Analyse

Der chaotische Krisengürtel südlich von Europa

 Im Nordosten Malis starben Anfang November bei einem Großangriff des Islamischen Staates 49 einheimische Soldaten.
Im Nordosten Malis starben Anfang November bei einem Großangriff des Islamischen Staates 49 einheimische Soldaten.APA/AFP/BOUREIMA HAMA
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In Nordafrika und in der Sahelzone erstarken islamistische Terrorgruppen. Sie profitieren vom Zerfall Libyens. Auch Algerien und Tunesien zeigen Zeichen wachsender Instabilität. Auf dem Spiel steht auch die Sicherheit Europas.

Tunis. Die Terrorattentate werden häufiger und blutiger. Im Nordosten Malis starben Anfang November bei einem Großangriff des Islamischen Staates 49 einheimische Soldaten. Ein französischer Militär kam ums Leben, als sein gepanzertes Fahrzeug in eine Sprengfalle fuhr. Vier Wochen später wurden 13 französische Soldaten bei der Kollision zweier Kampfhubschrauber getötet, die ein Terrorkommando jagten. In Burkina Faso erschossen Jihadisten 37 Menschen, als sie im Osten des Landes den Konvoi von Arbeitern einer Goldmine unter Feuer nahmen.
Dann traf es eine algerische Patrouille in der südlichen Ortschaft Tawendert, nahe der Grenze zu Mali, der erste IS-Angriff auf algerischem Territorium seit 2017. Im Niger überfielen mehrere Hundert Extremisten mit Selbstmordfahrzeugen ein Militärlager und massakrierten 71 Soldaten. Präsident Mahamadou Issoufou brach eine Reise nach Ägypten ab, verhängte eine dreitägige Staatstrauer und forderte wütend mehr Hilfe von der internationalen Gemeinschaft. „Sie sind verantwortlich für das, was uns derzeit zustößt, wegen ihrer desaströsen Entscheidung, in Libyen zu intervenieren“, erklärte er.

Denn mittlerweile breiten sich die Terrorzellen am Südrand Europas in der Subsahara-Region unterhalb der nordafrikanischen Maghreb-Staaten immer schneller aus. Das Jihadistenproblem begann 2012 in Mali, ein Jahr nach dem von der Nato herbeigebombten Sturz von Muammar al-Gaddafi. Dessen zerfallene Heimat entwickelte sich zu einer Drehscheibe des Waffenhandels. Unmengen an Kriegsgerät aus libyschen Depots gingen über die Grenzen, fanden ihren Weg in die Sahelzone, aber auch nach Nordsinai in Ägypten und bis nach Syrien.

Allein in Mali haben mittlerweile Tausende Zivilisten bei Überfällen und Gefechten ihr Leben verloren. Eine Million Menschen sind vor den Extremisten auf der Flucht. Die Hauptlast des militärischen Antiterrorkampfes trägt bisher Frankreich. 2014 schickte Paris im Rahmen seiner Operation „Barkhane“ 4500 Spezialkräfte in den Staatengürtel von Mauretanien, Mali, Burkina Faso und Niger bis zum Tschad. Die malische Armee wird von einer EU-Trainingsmission ausgebildet. Auch Österreich beteiligt sich daran.

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