Die Königsfamilie unterstützt die Pläne des Herzogspaars von Sussex, das künftig auf öffentliche Gelder verzichten will - und in Kanada leben soll.
Es war ein Schreiben der Queen höchstselbst, das der Buckingham-Palast am Montag kurz nach der britischen Tea Time um 17 Uhr veröffentlichte. „Heute hatte meine Familie sehr konstruktive Diskussionen über die Zukunft meines Enkelsohns und seiner Familie“, teilte das britische Staatsoberhaupt mit. Davor hatte Königin Elizabeth II. ihre zwei direkten Erben, die Prinzen Charles und William, und den Betroffenen zu einem gemeinsamen Gespräch zitiert: Prinz Harry, Herzog von Sussex. Er und seine US-amerikanische Ehefrau, Meghan Markle, wollen die Königsfamilie nämlich hinter sich lassen, zumindest professionell.
Members of the media are seen at the Sandringham Estate in eastern EnglandREUTERS
Zwischen Lunch und Tee auf Schloss Sandringham, dem englischen Landsitz der Queen, wurde also der überraschend - und überraschend öffentlich - geäußerte Wunsch des 2018 vermählten Paares diskutiert, sich aus der ersten Reihe des Königshauses zurückzuziehen; zwischen Großmutter, Sohn und Enkelsöhnen. Dem vorausgegangen war viel Drama und Aufregung. Umso ruhiger und versöhnlicher berichtete die Queen am Montagabend von den vorläufigen Verhandlungsergebnissen: „Meine Familie und ich unterstützen Harry und Meghans Wunsch, ein neues Lebens als Jungfamilie zu beginnen, voll und ganz.“ Die Königin deutete an, dass die Zukunft des Paares auch innerhalb des Königshauses nicht ganz unumstritten war: „Obwohl wir es vorgezogen hätten, dass sie Vollzeit arbeitende Mitglieder der Königsfamilie bleiben, respektieren und verstehen wir ihren Wunsch, ein unabhängigeres Leben als Familie zu führen, während sie ein geschätzter Teil meiner Familie bleiben.“
Übergangsphase zwischen Großbritannien und Kanada
In einer „Übergangsphase“ solle das Herzogspaar - samt Sohn Archie Mountbatten-Windsor - nun im Vereinigten Königreich und Kanada, einem Commonwealth-Staat, dessen Staatsoberhaupt Königin Elizabeth ist, wohnen. Und: Das Paar wolle sich „in ihren neuen Leben nicht auf öffentliche Gelder verlassen“, teilte die Queen mit.
Was das genau heißt? Das war auch nach dem Sandringham-Krisengipfel nicht geklärt. „Für meine Familie sind dies komplexe Umstände, die es zu klären gibt, und es bleibt einige Arbeit zu tun“, schrieb Königin Elizabeth. Sie habe dennoch um Ergebnisse in den kommenden Tagen gebeten.
Die Entscheidung über die künftige Rolle des Herzogspaars von Sussex innerhalb der königlichen Familie hat weitreichende Folgen für das britische Königshaus und dessen jüngere Generationen, also etwa auch für die Kinder von Prinz William. Prinz Harry und Markle wünschen sich, künftig finanziell unabhängig zu sein und selbst Geld zu verdienen; für derart prominente Mitglieder der Königsfamilie war das bisher nicht vorgesehen.
Prinz Harry, Sohn von Thronfolger Prinz Charles und dessen 1997 verstorbener Exfrau, Lady Diana Spencer, heiratete Markle - ihrerseits in Los Angeles geboren und in Hollywood aufgewachsen im Mai 2018. Die US-Amerikanerin war davor als Schauspielerin und Lifestyle-Bloggerin bekannt geworden; nach der Verlobung mit dem Windsor-Prinzen zog die deklarierte Feministin, die vor ihrem Leben als britische Prinzessin auch vor liberalen politischen Äußerungen nicht zurückscheute, von Toronto nach London. Im Mai 2019 wurde der gemeinsame Sohn geboren. Seit Bekanntwerden der Beziehung des Paares gibt es vor allem in der britischen Boulevardpresse immer wieder heftige Kritik an ihnen; Markle reichte im Herbst 2019 letztlich Klage wegen mutmaßlich falscher Berichterstattung gegen britische Medien ein.
Schon vor ihrer Ankündigung, aus dem Fokus des Buckingham Palastes zu verschwinden, hat das Glamour-Paar immer wieder für Blätterrauschen gesorgt, vom ersten Date vor rund dreieinhalb Jahren bis zur Familiengründung, aber auch für viel Kritik. Juli 2016: Eine gemeinsame Freundin soll Harry und Meghan bei einem "Blind Date" in London miteinander verkuppelt haben. Über das geteilte Interesse an Wohltätigkeitsarbeit soll es sofort "gefunkt" haben. Getty Images (Vaughn Ridley)
November 2016: Harry lässt eine Verlautbarung veröffentlichen, die den Umgang von Teilen der britischen Presse mit seiner neuen Freundin scharf kritisiert. "Das ist kein Spiel - es ist ihr Leben und seines", heißt es aus dem Pressebüro des Prinzen. Getty Images (Christopher Furlong)
27. November 2017: Harry und Meghan geben ihre Verlobung bekannt. In einem Interview mit der öffentlich-rechtlichen britischen Rundfunkanstalt BBC gesteht die ehemalige Schauspielerin ein, sie sei naiv gewesen in ihren Erwartungen, was es bedeute, der königlichen Familie anzugehören. Reuters (Toby Melville)
19. Mai 2018: Das Paar heiratet auf Schloss Windsor und firmiert nunmehr als Herzog und Herzogin von Sussex. Meghans Vater, Thomas Markle, kommt nach längerem öffentlichen Hin und Her nicht zur Trauung, Vater und Tochter gelten als zerstritten. Reuters (Benoit Tessier)
Oktober 2018: Fünf Monate nach der "Traumhochzeit" wird bekannt gegeben: Meghan und Harry erwarten ihr erstes Kind. Das Paar befindet sich auf seiner ersten Auslandsreise in Australien. Reuters
März 2019: Harry und Meghan ziehen um, vom Kensington-Palast in London - wo auch Prinz William und Herzogin Kate mit ihren drei Kindern leben - ins Frogmore Cottage in Windsor. Die Kosten für den Umbau der neuen Residenz sorgen für öffentliche Kritik. Gleichzeitig tauchen hartnäckige Gerüchte über eine Entfremdung der beiden Brüder auf. Getty Images
6. Mai 2019: Das erste Kind des Paares, Archie, kommt zur Welt, der Geburtsort wird zunächst geheim gehalten, und auch sonst mehren sich die Anzeichen, dass sich die jungen Eltern von den monarchischen Gepflogenheiten distanzieren. So soll der kleine Bub keinen Titel tragen. Reuters
Juni 2019: Harry und Meghan geben bekannt, sich aus der mit William und Kate betriebenen wohltätigen Arbeit in der Royal Foundation zurückziehen. Stattdessen wollen sie ihre eigene Benefiz-Stiftung ins Leben rufen, Sussex Royal. Reuters (Hannah Mckay)
August 2019: Die Sussexes stecken herbe mediale Kritik ein, weil sie mit Privatflugzeugen auf Urlaub fliegen, obwohl Harry kurz zuvor verkündete, zum Wohle des Planeten nicht mehr als zwei Kinder haben zu wollen. Reuters
Oktober 2019: Harry räumt nach monatelangen Medienspekulationen Spannungen in seinem Verhältnis zu William ein. "Wir sind derzeit sicherlich auf unterschiedlichen Pfaden", sagt der 35-Jährige dem britischen Sender ITV in einem Dokumentarfilm. Im selben Monat verklagt Meghan die "Mail on Sunday", nachdem das Blatt einen von ihr an ihren Vater geschriebenen Brief veröffentlicht hatte. Darauf attackiert Harry die Boulevardpresse in noch nie da gewesener Weise. Er wolle nicht länger stiller Zeuge des Leidens seiner Frau sein, schreibt der Prinz. Getty Images
November 2019: Das Paar gibt bekannt, Weihnachten nicht mit der königlichen Familie verbringen zu wollen. Stattdessen begeben sich die Sussexes auf einen sechswöchigen Urlaub in Kanada. Ein Bild von ihnen suchte man dann bei der Weihnachtsansprache der Queen vergeblich. REUTERS
8. Jänner 2020: Harry und Meghan verabschieden sich aus der "Firma", wie sich die britischen Royals selbst nennen. Das Thema beherrscht sofort sämtliche Titelseiten in Großbritannien, und auch international ist der "Megxit" in aller Munde. Das Vorhaben des Paares, einen unerprobten Weg zu gehen, komme nach einem Jahr voller Spekulationen, dass sich die beiden mit ihrem Status quo nicht wohlfühlten, kommentiert die britische Tageszeitung "The Guardian". Getty Images
In einem Statement auf der Homepage des Paares soll ihr Ärger darüber, auf die Marke „Sussex Royal“ verzichten zu müssen, nur schlecht verschleiert sein und damit eine Respektlosigkeit gegenüber der Monarchin darstellen.
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