"Wir denken nicht daran", stellt die Familie des verstorbenen Herausgebers klar. Man wolle stattdessen die WAZ-Anteile zurückkaufen.
Die Familie Dichand will ihren 50 Prozent-Anteil an der "Kronen Zeitung" nach dem Tod des "Krone"-Herausgebers nicht an die deutsche WAZ verkaufen. Dies stellten die Dichand-Erben am Wochenende in der "Kronen Zeitung" klar. Hälftepartner WAZ hatte am Freitag nur einen Tag nach dem Ableben des legendären Zeitungsmachers Interesse an einer Übernahme der Anteile der Dichand-Erben postuliert. "Wir denken nicht daran, etwas zu verkaufen", stellte die Familie Dichand dazu nun klar. Vielmehr bereite man gerade ein Angebot für den Rückkauf der WAZ-Anteile vor.
Zwischen Hans Dichand und der WAZ gab es in den vergangenen Jahren unterschiedliche Auffassungen über Kurs und Ausrichtung von Österreichs größter Tageszeitung. Vergangenes Jahr hatte die WAZ Dichand deshalb angeboten, bei der "Krone" auszusteigen. Gespräche über einen Rückkauf des 50 Prozent-Anteils scheiterten jedoch am Preis. Die WAZ verlangte rund 200 Millionen, Dichand hätte um die 150 geboten. Dichand senior versuchte bis kurz vor seinem Tod, klare Verhältnisse zu schaffen und wieder ganz eigener Herr im "Krone"-Haus zu sein. Nach dem Tod Dichands erklärten die WAZ-Chefs Bodo Hombach und Christian Nienhaus dann aber unisono, dass ein Verkauf der "Krone"-Anteile nun nicht mehr zur Debatte stehe.
Angebot an WAZ-Gruppe
Die Familie Dichand hielt am Wochende indes fest, dass der deutsche Konzern bisher immer erklärt habe, selber seine "Krone"-Anteile verkaufen zu wollen. "Die Familie Dichand hat daher ein diesbezügliches Angebot in Vorbereitung", so die Botschaft an die WAZ. Damit steuern die beiden Hälftepartner im wieder aufgeflammten Machtkampf um die "Krone" auf eine Pattsituation zu. Bisher hatte Hans Dichand bei der "Krone" als Alleingeschäftsführer das alleinige Sagen in wirtschaftlichen und personellen Fragen. Das redaktionelle Zepter hielt er gemeinsam mit seinem als "Krone"-Chefredakteur installierten Sohn Christoph in der Hand.
Nach dem Tod Dichands erhält die WAZ automatisch mehr Eigentümerrechte. Die Geschäftsführung ist nun paritätisch besetzt, Dichands Erben und die WAZ entscheiden in wirtschaftlichen und personellen Fragen gleichberechtigt. WAZ-Manager Nienhaus hat denn auch bereits WAZ-Überlegungen ventiliert, einen geschäftsführenden Chefredakteur für die "Krone" zu installieren.
Verhinderte Faymann WAZ-Rückkauf?
Das Nachrichtenmagazin "profil" berichtet in seiner aktuellen Ausgabe, dass sich die Dichand-Erben mit Ehefrau Helga und den Kindern Michael, Johanna und Christoph nun zusammenraufen müssen, um der erstarkten WAZ Paroli bieten zu können. Im Gesellschaftervertrag sei nämlich ausdrücklich festgehalten, dass Bevollmächtigte zu bestellen sind, wenn mehrere Personen erbberechtigt sind, weil sonst das Stimmrecht ruht. Die Familie hat in den vergangenen Tagen in verschiedenen Stellungnahmen und Kommentaren in der Zeitung freilich bereits deutlich signalisiert, an einem Strang zu ziehen und das Vermächtnis Hans Dichands gemeinsam fortführen zu wollen.
Irritationen um die Eigentumsverhältnisse der "Krone" sollen laut "profil" in den vergangenen Wochen übrigens auch die Politik erreicht haben. Demnach habe Bundeskanzler Werner Faymann verhindern wollen, dass Hans Dichand den Hälfte-Anteil der WAZ mit Hilfe von Raiffeisen zurückkauft. Dichand, WAZ und "Kurier"-Mehrheitseigentümer Raiffeisen sind Partner in der Mediaprint, der gemeinsamen Druck- und Vertriebsgesellschaft von "Krone" und "Kurier". Um einen möglichen Einstieg der bürgerlichen Raiffeisen-Gruppe bei der "Kronen Zeitung" zu verhindern, habe Faymann bei Erste Bank-Chef Andreas Treichl angefragt, ob dieser sich nicht gemeinsam mit der Wiener Städtischen einen Einstieg beim auflagenstarken Kleinformat vorstellen könne. Darüber hinaus sei Raiffeisen im Aufsichtsrat der staatlichen "Banken-ÖIAG" FIMBAG von SPÖ-Seite bedeutet worden, dass es bei der Fusion von RZB und Raiffeisen International zu Verzögerungen kommen könnte, sollte der Konzern weiterhin so großes Interesse an "Krone"-Anteilen zeigen. "Wir haben von diesem Gerücht auch schon gehört", zitiert "profil" einen "hochrangigen Raiffeisen-Mann".
Die sonntägige "Krone bunt" brachte unterdessen zahlreiche Beiträge, die "Krone"-Gründer Hans Dichand vor seinem Ableben noch selbst ausgewählt, in Auftrag gegeben oder verfasst hatte. Dichand selbst ist dabei mit einem Artikel über seine Zeit bei der deutschen Kriegsmarine vertreten. Titel: "Als ich Feldmarschall Rommels Matrose war".
(APA)