Susanne Wiesinger prangert in einem Buch die Zustände im Ressort von Heinz Faßmann an. Der ist darüber »außerordentlich irritiert« - und trennt sich von ihr.
Es war eine ungewöhnliche Postenbesetzung: Heinz Faßmann holte vor rund einem Jahr, in seiner ersten Ära als türkiser Bildungsminister, eine „Rote, sogar eine linke Rote“ ins Team. So hat sich Susanne Wiesinger bei ihrer Präsentation als Ombudsfrau für Wertefragen und Kulturkonflikte selbst vorgestellt. Faßmann hatte seine Gründe: Die Lehrerin hatte mit ihrem Buch „Kulturkampf im Klassenzimmer“ die Debatte über fehlgeschlagene Integration befeuert, also eine gewisse Glaubwürdigkeit erlangt. Und als „linke Rote“stand sie nicht unter Verdacht, dass es nur um Parteikalkül ginge.
In den nächsten Wochen sollte Wiesinger ihren ersten Bericht publizieren. Doch diesen wird es nicht mehr geben. Stattdessen legt sie ein neues Buch vor. Diesmal hat sich Wiesinger nicht dem „Kulturkampf im Klassenzimmer“, sondern dem „Machtkampf im Ministerium“ gewidmet. Schon der Titel ließ alle Alarmglocken in Faßmanns Ressort schrillen. Und die Sorgen sind berechtigt: Das zeigen jene Buchauszüge, die der „Presse am Sonntag“ vorliegen. Sie lesen sich stellenweise wie eine Anklage: Von der versprochenen unabhängigen und weisungsfreien Arbeit war keine Spur, beklagt Wiesinger. Sie habe „von Anfang an Berater des Ministeriums zur Seite gestellt“ bekommen – allerdings nicht zur Unterstützung ihrer Arbeit, sondern um „mich zu kontrollieren“. Selbst in den Gesprächen mit den Lehrern sollte sie „nicht von der parteipolitischen Linie des Kabinetts abweichen“. In den Gesprächen mit Medien schon gar nicht.
Wobei sich Wiesinger daran freilich nicht immer gehalten hat. Schon vor einigen Monaten beklagte sie in einem Interview mit der „Presse“, dass es sie „ernüchtert“ habe, wie wenig die Verantwortlichen im Ministerium an den Kindern dran seien: es gehe „um vieles – nur nicht um Kinder“, sagte sie damals. Ähnliches schreibt sie nun in ihrem Buch, das am Montag präsentiert werden soll. Die Ministeriumsmitarbeiter sieht sie „in diesem Apparat aus Ideologie, Machtstreben und Parteipolitik gefangen“. Sie fühlt sich auch benutzt: Das politisch besetzte Kabinett habe „hauptsächlich erwartet, durch mich Argumente für ihre parteipolitischen Positionen und Forderungen zu erhalten“.