Susanne Wiesinger zeigt einige alarmierende Entwicklungen auf. Ganz vorn: die parteipolitisch geprägte Bildungspolitik.
Wien. Mehr Maulwurf als Ombudsfrau? Die Kritik an Susanne Wiesinger ist heftig – und brach schon los, bevor ihr aktuelles Buch, „Machtkampf im Ministerium“, überhaupt veröffentlicht wurde. Tatsächlich geht es darin nicht nur um türkise Message Control und Vereinnahmungsversuche – die inzwischen freigestellte Ombudsfrau spricht über viel mehr als das: „Die bildungspolitische Katastrophe.“ Manche Themen finden sich auch (weniger pointiert) in ihrem Zwischenbericht über Wertefragen und Kulturkonflikte wieder, den das Ministerium am Montag veröffentlicht hat (siehe -> „Rassismusvorwürfe bei der Notengebung"). Fünf Probleme, über die man diskutieren sollte.
Parteipolitik
Dass Ideologie in der Bildungspolitik durchaus ein Thema ist, ist kein Geheimnis. Wiesinger zeichnet nun ein schonungsloses Bild davon – und zwar rechts wie links. Vom Kabinett des Ministers bis zur Gewerkschaft zähle die Parteilinie mehr als die Kinder. Im rot-grünen Wien decke man Integrationsprobleme lieber zu, tägliche Machtkämpfe zwischen Bund und Ländern würden auf dem Rücken der Schulen ausgetragen. Und auch Lehrer und Direktoren – oft mit parteipolitischem Rückhalt in die Position gekommen – sagten bestenfalls hinter vorgehaltener Hand ihre wahre Meinung zu Kopftuchverbot, Sanktionen oder späterer Trennung der Kinder, wenn es nicht der jeweiligen Parteilinie entspricht. Faßmann kommt übrigens ganz gut weg: Er habe Wiesinger in ihrer Unabhängigkeit sogar bestärkt.