Der chinesische Hersteller TCL, der die BlackBerry-Smartphones seit 2016 produziert, wird den Verkauf voraussichtlich mit Auslaufen der Lizenz einstellen.
Als der chinesische Hersteller TCL sich nach der Übernahme von Alcatel auch den kanadischen Smartphone-Hersteller einverleibte, waren die Ziele groß. Man wolle sich wieder einen Namen machen, hieß es damals bei der Pressekonferenz in Barcelona. Die Chinesen hofften auf viele emotionale Käufer, die den ursprünglichen Tasten-PDAs nachtrauerten. Selbst Kim Kardashian ließ in einem Interview wissen, dass sie sämtliche Geräte auf Second-Hand-Plattformen kauft, weil sie sich von den Tasten nicht trennen wollte. Doch nun ist endgültig Schluss, im August soll der Verkauf der Geräte eingestellt werden.
Der Verkauf soll gleichzeit mit Auslaufen der Lizenz eingestellt werden. Kundenservice für verkaufte Geräte solle es bis zum 31. August 2022 geben, wie TCL in der Nacht zum Dienstag ankündigte.
Das kanadische Unternehmen Blackberry war mit seinen Tastaturtelefonen einst ein Vorreiter im Smartphone-Markt. Das Unternehmen wurde einst mit 83 Milliarden Dollar bewertet, heute ist es weniger als drei Milliarden Dollar wert. Die Kanadier verloren bei der Smartphone-Entwicklung schnell den Anschluss. Nach dem iPhone, das 2007 vorgestellt wurde, wuchs auch das Google-Betriebssystem Android schnell. Geräte mit Touchscreen ohne kapazitiven Tasten setzten sich immer emhr durch. Der Versuch BlackBerrys mit einem eigenen Betriebssystem dagegen zu setzen, scheiterte.2015 brachte BlackBerry noch 970.000 Geräte an den Mann, das entspricht einem Marktanteil von 0,2 Prozent. Ein Jahr später wies das Marktforschungsinstitut Gartner den Marktanteil der Kanadier mit null Prozent aus. Nur noch 208.000 Geräte wurden 2016 verkauft.
Mit der Übernahme von TCL wurden neue Geräte entwickelt und das Betriebssystem gänzlich auf Android umgestellt. Der Erfolg blieb jedoch aus.
Der kanadische Hersteller hat sich mit dem BlackBerry Passport wieder auf seine Kernkompetenzen besonnen und ein Smartphone mit Hardware-Tastatur auf den Markt gebracht. Zugegeben, die Form des Gerätes ist gewöhnungsbedürftig. Von den Dimensionen gleicht es einem internationalen Reisepass. (c) Presse Digital (Barbara Grech)
Die Rückseite des Gerätes beherbergt lediglich die 13-Megapixel-Kamera und das wohlbekannte BlackBerry-Logo. Die Verarbeitung ist hochwertig und durch die gummierte rückseitige Oberfläche hat man nicht das Gefühl, dass einem das Smartphone jederzeit aus der Hand rutschen könnte. (c) Presse Digital (Barbara Grech)
Der 3450-mAh-Akku ist fest verbaut. Darüber befindet sich ein Steckplatz für die Nano-SIM-Karte und eine microSD-Karte. Das Durchhaltevermögen des Akkus ist mehr als respektabel. Bei alltäglicher Nutzung (Telefonie, SMS, surfen im Internet und Musik hören) schafft man knapp zwei Tage. Sollte man aber auch YouTube-Videos ansehen wird für das BlackBerry Passport ein täglicher Boxenstopp an der Steckdose ntowendig. (c) Presse Digital (Barbara Grech)
An der rechten Seite hat BlackBerry die Lautstärke-Regler verbaut. Mit der mittleren der drei Tasten kann der Assistent aktiviert werden. Über den Assistenten kann nicht nur nach Inhalten im Internet gesucht werden, sondern auch SMS und Mails angesagt werden. Ansonsten unterscheidet sich der Assistent nicht von den verfügbaren wie Apples Siri und Google Now. (c) Presse Digital (Barbara Grech)
So gut auch die Hardware sein mag, die Software ist gewöhnungsbedürftig. Ein Umstieg von iOS, Android oder auch Windows Phone wird zu Beginn Zeit in Anspruch nehmen. Gewohnte Wischgesten führen beim BlackBerry Passport ins Leere. Apps werden nicht geschlossen, sondern nur verkleinert auf einem eigenen Bildschirm abgelegt. Dort können sie dann beendet werden, aber sobald man mehrere Anwendungen dort hinterlegt hat, wird es zu einem Geduldsspiel das "X" bei der gewünschten App zu erwischen. (c) Presse Digital (Barbara Grech)
Trotz des leistungsstarken Prozessors (Snapdragon 801) und den drei Gigabyte RAM kommt es dann stellenweise zu Aussetzern und Rucklern. Bei manchen Eingaben reagiert das Passport auch gar nicht. (c) Presse Digital (Barbara Grech)
Bei der 32 Gigabyte Version des BlackBerry Passport werden von Beginn an über sieben Gigabyte vom Betriebssystem in Anspruch genommen. Im Vergleich zu iOS und Android steht dem Nutzer vom internen Speicher mehr zur Verfügung. (c) Presse Digital (Barbara Grech)
Aufgrund des Formats (Abmessungen: 128 x 90.3 x 9.3 Millimeter) muss man sich von von der Einhandbedienung verabschieden. Im Gegenzug hat BlackBerry die Tastatur mit zahlreichen Funktionen versehen. So ist auch ein Touchpad integriert, um auf den physischen Tasten durch Inhalte auf dem Display zu navigieren. Weitere Tastaturreihen werden beim Schreiben auf dem Display angezeigt. (c) Presse Digital (Barbara Grech)
Die 13-Megapixel-Kamera auf der Rückseite kann mit den Top-Modellen der Konkurrenz nur bedingt mithalten. Unter guten Lichtbedingungen sind die Fotos geprägt von natürlicher Farbwiedergabe und gutem Kontrast. Bei schlechten Lichtbedingungen herrscht aber großes Rauschen und beim Fokussieren braucht die Kamera relativ lange. (c) Presse Digital (Barbara Grech)
Bei den Funktionen in der Kamera-App hat BlackBerry alles andere als gegeizt. In einem übersichtlichen Menü werden einem alle Einstellungsmöglichkeiten auf einen Blick angezeigt. Auffallend ist nur die Wärmeentwicklung im oberen Drittel, wenn man die Kamera-App länger geöffnet hat. Dies ist im Test bei anderen Anwendungen aber nicht aufgefallen. (c) Presse Digital (Barbara Grech)
Apps sind nach wie vor eine Schwachstelle. Zwar hilft die Kooperation mit Amazon, aber nach wie vor fehlt es an einem äquivalenten App Store wie ihn iOS und auch Android bieten können. Ein entscheidender Vorteil ist aber, dass sich Android-APKs (Anwendungsdateien) ohne Konvertierung auf das BlackBerry Smartphone laden lassen. Dafür muss aber zuvor in den Einstellungen das Installieren aus unbekannten Quellen zugelassen werden. Hier sollte man aber bei der Auswahl seiner Apps Vorsicht walten lassen, denn die Gefahr von schadhaften Anwendungen ist durchaus gegeben. (c) Presse Digital (Barbara Grech)
Das Tastatur-Smartphone der Kanadier im Test
Die Chancen auf neue Lizenznehmer sind daher unwahrscheinlich. Ein Ende der BlackBerry-Geräte ist daher absehbar.