In Peking verlassen die ersten genesenen Coronavirenpatienten die Krankenhäuser. Eine Familie erzählt von ihrer Krankengeschichte und dem Spitalsaufenthalt.
Feuchtkühler Wind sowie Schneeregen fegen durch den Innenhof des renommierten Youan-Krankenhauses, das direkt am zweiten Pekinger Stadtring liegt. Nur ein Mann mit Ganzkörperschutzanzug, der zwischen den vierstöckigen Funktionsbauten mit Kachelfassade Desinfektionsmittel versprüht, erinnert an die landesweite Ausnahmesituation. Im Gegensatz zu sämtlichen Wohnanlagen, U-Bahnhöfen und Einkaufszentren wird der Weg ins Krankenhaus nämlich nicht von Wachmännern versperrt, die Körpertemperaturen messen und Personalien aufnehmen. So paradox es klingt: Diese Klinik vermittelt mehr Normalität als die zahllosen geschlossenen Lokale und Bürogebäude der Stadt.
Aus dem Haupthaus tritt ein junges Pärchen auf die wartenden Journalisten zu, die Frau trägt einen kleinen Bub in Leopardenanzug auf dem Arm. Mitarbeiter der Regierung begrüßen die Jungfamilie mit einem Blumenstrauß. Herr Liu und Frau Li werden heute aus der Klinik entlassen. Der Presse sollen sie an diesem Freitagnachmittag von ihrer Coronaviruserkrankung erzählen und der anschließenden Genesung. Arrangiert wurde das Interview, wie in solch sensiblen Fällen in China üblich, vom staatlichen Informationsbüro.
Propaganda ist wichtig. Die Transparenz ist kein Zufall: Händeringend braucht das Land eine Erfolgsmeldung beim Kampf gegen das neue Coronavirus. Noch vor Kurzem hoffte die Regierung, dass man sich in dieser Woche dem Alltag wieder annähern würde. Die Wachstumskurve der Virusinfizierten sank sieben Tage in Folge. Präsident Xi Jinping traute sich in die Öffentlichkeit: Fotos der Nachrichtenagentur Xinhua zeigten ihn winkend beim Besuch eines Krankenhauses.