Infizierung der Sprache durch die Keime der Gewalt. Helena Adler, Salzburgerin des Jahrgangs 1983.

Tiefschwarzes Roman-Debüt: Helena Adlers Provinzgroteske

Mitten unter „Rosenkranzbetern und Erbsenzählern“ lässt Helena Adler die Heldin ihres ersten Romans aufwachsen, in einer von Gewalt geprägten Familie. „Die Infantin trägt den Scheitel links“: wenn das Leben ein einziger Kampf ist.

Es ist eine grauenhafte Welt, die Helena Adler in ihrem Roman „Die Infantin trägt den Scheitel links“ beschreibt: „Irgendwer muss auf einem Bauernhof immer verdroschen werden. Irgendwer muss sein Gesicht und seinen Arsch hinhalten. Und irgendwer muss Stock und Gürtel in die Hand nehmen und zuschlagen, bis sich der Orkus öffnet.“ Wenn sich die kirchentreue Mutter nicht mit dem betrunkenen Vater, diesem „Förster und Wilderer in einer Person“, prügelt, dann quälen sich die Kinder gegenseitig. Man sperrt sich ein oder penetriert sich mit Tampons oder zermalmt vollgesaugte Zecken. Wo einmal Gewalt gesät ist, kann nichts außer Zorn und Blutdurst nachkommen.

Überleben in solch einem moralischen Morast bedeutet im sozialdarwinistischen Sinne, stärker zu sein als die anderen. Bereits als kleines Mädchen begehrt die Ich-Erzählerin gegen die Verhältnisse auf und zündet Teile des elterlichen Landwirtschaftsbetriebs an. Bis die Kleine erwachsen wird und sich von all dem Unrat lossagen kann, verfällt die Mutter noch in Depressionen, landet der Vater im Gefängnis und nehmen ihre sadistischen Schwestern, „ein diabolisches Team aus Pech und Schwefel“, den Hof in Besitz. Der gallige Anti-Alpenidylle-Text ist Zeugnis einer Kaskade traumatischer Erfahrungen und dabei zugleich ein fantastisches literarisches Werk, dessen sprachliche Kraft seinesgleichen sucht.

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