Sie können sich kein Grundstück leisten, wollen mobil sein oder auf weniger Raum leben – und ziehen in ein Tiny House. Wie das in Österreich funktioniert? Eine Geschichte über Hypes und Vorurteile, ernüchternde Gesetze und überforderte Gemeinden.
„So kann man nicht leben“, hört Johanna Nimmervoll oft, wenn sie Besuch bekommt. Dabei hat sie ein hübsches Haus, ganz in hellem Holz gehalten, mit Parkettboden, etwas reduziert eingerichtet zwar, aber mit Fotos an der Wand und Topfpflanzen auf den Regalen. Es ist inklusive Bad und Küche 18 Quadratmeter groß und steht auf Rädern.
Mit Unverständnis und Mitleid reagierten viele auf ihr Haus, sagt Nimmervoll. Vielleicht kann sich diese junge Frau nicht mehr Wohnraum leisten? „Ich finde das etwas anmaßend und übergriffig“, sagt die Salzburgerin. „Ich verurteile auch niemanden, der allein auf 100 Quadratmetern lebt.“
Johanna Nimmervoll wohnt seit zwei Jahren in ihrem Tiny House. Tiny House – das ist ein Trendbegriff, der aus den USA kommt und übersetzt nichts anderes als „winziges Haus“ heißt. Wie klein und ob es auch mobil und energieautark sein muss, ist nicht näher definiert. Unterschiedlich sind auch die Gründe dafür, dass sich Menschen für diese alternative Wohnform entscheiden.
Aufschwung bekam das Tiny House in den USA nach der Finanzkrise 2007. In Europa entwickelt sich die Alternative langsam, angetrieben von steigenden Miet- und Grundstückspreisen in den Ballungszentren und einer Sehnsucht nach einem „einfachen“, reduzierten Leben. Österreich ist im Vergleich zu den Schweizer und den deutschen Nachbarn spät dran. Dort gibt es bereits Vereine, Petitionen für die Legalisierung der alternativen Wohnform und öffentliche Initiativen für Tiny-Haus-Viertel wie etwa in Hannover.