Zwei Wochen nach dem Schuldspruch wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung hat ein Gericht in New York das Strafmaß gegen den 67-Jährigen verkündet. Seine Anwälte haben bereits angekündigt, in Revision zu gehen.
New York. Das lang erwartete Urteil fiel hart aus: Wegen Sexualverbrechen muss der frühere Hollywood-Produzent Harvey Weinstein 23 Jahre ins Gefängnis. Rund zwei Wochen, nachdem eine Jury den 67-Jährigen wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung schuldig gesprochen hatte, verkündete der Richter James Burke am Mittwoch in New York das Strafmaß. Der Strafrahmen lag zwischen fünf und 29 Jahren Haft. Die Verteidigung hat bereits angekündigt, in Revision gehen zu wollen.
Weinstein erschien zu der Urteilsverkündung in einem Rollstuhl. Die Staatsanwaltschaft hatte im Vorfeld noch einmal ausdrücklich eine harte Strafe gefordert. Weinstein habe jahrzehntelang Frauen missbraucht und zeige bisher keine Reue.
Seit 2017 haben mehr als 80 Frauen dem Mitbegründer der Produktionsfirma Miramax teilweise schwere sexuelle Übergriffe vorgeworfen, was in die weltweite #MeToo-Bewegung mündete. In dem Prozess in New York ging es aber nur um zwei Fälle: Weinstein soll 2006 die Produktionsassistentin Mimi Haleyi zum Oralsex gezwungen und die Jungschauspielerin und heutige Friseurin Jessica Mann 2013 vergewaltigt haben. Der 67-Jährige hat die Vorwürfe zurückgewiesen und von einvernehmlichen sexuellen Beziehungen gesprochen.
Harvey Weinstein war einer der mächtigsten Männer Hollywoods. 2017 änderte sich alles. Vorwürfe sexueller Übergriffe gegen Dutzende Frauen haben zum tiefen Fall des "Pulp Fiction"-Produzenten geführt. Weinstein, den Schauspielerin Meryl Streep (im Bild) einmal als "Gott" bezeichnete, ist jetzt ein geächteter Mann. Am 6. Jänner begann in New York der Prozess gegen den 67-Jährigen, Ende Februar wurde er schuldig gesprochen. Getty Images
Mehr als 80 Frauen haben Weinstein - einst einflussreicher Studio-Boss, Garant für Kinoerfolge und Oscars, Herr über Karrieren und scheinbar unantastbar - jahrzehntelanges sexuelles Fehlverhalten vorgeworfen, darunter bekannte Schauspielerinnen wie Angelina Jolie, Salma Hayek, Gwyneth Paltrow und Rosanna Arquette. Die Vorwürfe traten im Herbst 2017 die weltweite #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Übergriffe und Gewalt an Frauen los. Getty Images
Bei dem New Yorker Prozess, der mit der Auswahl der Geschworenen beginnt, geht es aber nur um zwei Fälle: Die frühere Produktionsassistentin Mimi Haleyi wirft dem Gründer des Miramax-Filmstudios vor, ihr 2006 in seiner New Yorker Wohnung Oralsex aufgezwungen zu haben. Eine anonyme Frau beschuldigt Weinstein zudem, sie 2013 in einem Hotelzimmer vergewaltigt zu haben. Reuters
Bei dem Prozess wird auch "Sopranos"-Darstellerin Annabella Sciorra als Zeugin aussagen. Sie gibt an, Weinstein habe sie vor mehr als 25 Jahren vergewaltigt. Die Vorwürfe sind zwar wie bei vielen anderen Frauen verjährt - die Staatsanwaltschaft will aber die Jury davon überzeugen, dass es bei Weinstein ein Muster sexueller Gewalt gab. APA/AFP (VALERIE MACON)
Weinstein hat die Vorwürfe, die im Oktober 2017 von der "New York Times" publik gemacht wurden, stets zurückgewiesen. Der einstige Hollywood-Mogul spricht von einvernehmlichen sexuellen Beziehungen. Nach Bekanntwerden der Anschuldigungen erklärte er, damals seien die Zeiten ganz einfach anders gewesen: "Ich bin in den 60er und 70er Jahren groß geworden, als die Regeln zu Verhalten und Arbeitsplätzen anders waren." Reuters
Sein von der Strafverteidigerin Donna Rotunno (hier im Bild) angeführtes Anwaltsteam dürfte im Prozess versuchen, die Glaubwürdigkeit der mutmaßlichen Opfer in Zweifel zu ziehen. Die Anwälte haben E-Mails und Textbotschaften vorgelegt, die zeigen sollen, dass die Frauen Weinstein noch Monate nach den mutmaßlichen Angriffen freundschaftlich verbunden waren. Die Anwältin von Haleyi und Sciorra, Gloria Allred, fürchtet, dass sich ihre Mandantinnen auf "brutale Kreuzverhöre" gefasst machen müssen. APA/AFP (BRYAN R. SMITH)
Weinsteins Anwälte könnten auch den Fall Lucia Evans vorbringen. Die Staatsanwaltschaft hatte im Oktober 2018 das Verfahren zu Vorwürfen des erzwungen Oralverkehrs der einstigen Schauspielerin einstellen müssen. Evans hatte anscheinend einer Freundin erzählt, sie habe Weinstein im Gegenzug für eine Rolle freiwillig befriedigt. Getty Images
Weltweites Medieninteresse ist sicher, wenn Richter James Burke am Montag den auf rund sechs Wochen angelegten Prozess eröffnet. Weinstein, derzeit gegen Kaution auf freiem Fuß, droht bei einer Verurteilung lebenslange Haft. REUTERS
Doch auch wenn der 67-Jährige freigesprochen wird: Die Karriere des Mannes, der hinter Erfolgen wie "Shakespeare in Love", "The Artist" und "The King's Speech - Die Rede des Königs" steht und dessen Filme insgesamt 81 Oscars gewannen, ist in Trümmern. Weinstein ist ein Verstoßener, sein Millionenvermögen seit Bekanntwerden der Vorwürfe zusammengeschmolzen, seine Weinstein Company pleite. REUTERS
Geschwächt und bleich wirkte Weinstein, als er im Dezember zu einer Anhörung vor Gericht erschien. Kürzlich musste er sich einer Rückenoperation unterziehen. REUTERS
Von Einsicht ist unterdessen wenig zu merken. Mitte Dezember sorgte Weinstein mit einem Interview für Empörung, in dem er sich als "Pionier" der Frauenförderung in Hollywood bezeichnete. Er habe mehr Filme von Frauen und über Frauen produziert als jeder andere Produzent vor ihm - das werde jetzt "vergessen". REUTERS
Die Geschichte hat ein anderes Urteil über Weinstein gefällt. Zu welchem Urteil die Geschworenen kommen werden, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. REUTERS
Der Herr der Karrieren am Abgrund
Die Jury hatte Weinstein Ende Februar wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung für schuldig befunden. Nicht schuldig sei er aber in den beiden schwersten Anklagepunkten des „raubtierhaften sexuellen Angriffs“ sowie eines noch schwereren Vorwurfs bezüglich Vergewaltigung.
Nach dem Schuldspruch war Weinstein zunächst in ein Krankenhaus gekommen und dann in das Gefängnis Rikers Island in New York. Der Richter hatte es abgelehnt, ihn wegen Gesundheitsproblemen gegen Kaution auf freien Fuß zu setzen. Nun soll er in einem Gefängnis im Bundesstaat New York untergebracht werden.
Dem Ex-Film-Mogul könnten zudem weitere Verfahren drohen: In Los Angeles gibt es mindestens zwei weitere, ähnliche Anklagen, unter anderem wegen Vergewaltigung, erzwungenen Oralverkehrs und unsittlicher Berührungen bei erzwungener Wehrlosigkeit des Opfers. (ag./raa)
Einem Medienbericht zufolge geht es dem früheren Hollywood-Mogul nicht gut, er befinde sich in Isolation mit Fieber. Aufgrund seines Alters und diverser Vorerkrankungen gehört er zur Corona-Risikogruppe.
Die US-Schauspielerin hat einen Etappensieg errungen Sie darf ihre Klage wegen sexueller Drangsalierung gegen den einstigen Hollywoodmogul weiterverfolgen.
Die 19-Millionen-Dollar-Vereinbarung zwischen dem verurteilten früheren Hollywood-Mogul und einigen seiner Klägerinnen wurde als "anstößig“ bezeichnet, zuvor bereits als „zutiefst ungerecht“ oder als „Verrat".