Vorschläge zur Rettung der Welt gibt es viele. Nur selten werden sie aber seriös und nachvollziehbar begründet.
Zwei Befunde sind wohl unbestritten: Erstens ist es inakzeptabel, dass der Großteil der Menschheit unter-, mangel- oder fehlernährt ist. Und zweitens ist die derzeitige globale Energiepolitik nicht nachhaltig. Lösungsvorschläge gibt es wie Sand am Meer, ebenso Weltverbesserungsbücher. Auf den ersten Blick scheint sich da auch das kürzlich erschienene Bändchen „Wie wir überleben!“ einzureihen. Doch ein vorschneller Schluss von Titel (mit Rufzeichen) auf Inhalt ist nicht angebracht. Denn immerhin wurde dieses Buch von zehn österreichischen und deutschen Wissenschaftlern geschrieben, es ist aus einem Projekt des Programms proVISION hervorgegangen, das vom Wissenschaftsministerium gefördert wurde.
Um die wachsende Menschheit auch in Zukunft mit genügend Nahrung versorgen zu können, bedarf es – da sind sich die Autoren einig – neuer Wege. Mangelernährung geht bekanntlich fast immer und überall mit Armut einher. Der aktuellen Modernisierungsagenda (Stichwort: „Neue Grüne Revolution“) müsse ein anderes Modell entgegengesetzt werden, das allen voran eine Kernkomponente enthalten müsse: Ermächtigung („empowerment“). Soll heißen: Die Menschen könnten aus den vielfältigen Abhängigkeiten, denen sie unterworfen sind, herauskommen, wenn sie die Entscheidungshoheit über ihre Umwelt, ihren Lebensraum, ihre Kultur und ihre „Ernährungssouveränität“ wieder zurückerhalten.
Das zentrale Argument lautet: Wenn man Armut als Mangel an Macht definiert, dann dient Ermächtigung der Armutsbekämpfung – und damit u.a. der Verbesserung der Ernährungslage.
Kein Allheilmittel. Dass das verdächtig an alternative, „linke“ Konzepte von Gruppen à la „Via Campesina“ etc. erinnert, ist kein Zufall. Die Autoren lassen ihren persönlichen Standpunkt deutlich einfließen, sie können ihn aber – im Unterschied zu den Heerscharen an „Weltverbesserern“ – auch objektiv nachvollziehbar argumentieren. Man muss nicht mit allem Geschriebenen einverstanden sein; darüber nachzudenken lohnt sich aber allemal. Und: Es ist wohltuend, wenn Experten immer wieder betonen, dass auch sie kein Allheilmittel kennen.
Petra C. Gruber (Hrsg.): Wie wir überleben! Ernährung und Energie in Zeiten des Klimawandels. 180 Seiten, 20,50 Euro, Verlag Barbara Budrich.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2010)