Anti-Rassismus

Nach massiver Kritik: Trump verschiebt Wahlkundgebung

APA/AFP/SAUL LOEB
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Der US-Präsident verschiebt seine erste Wahlkampfveranstaltung seit mehr als drei Monaten um einen Tag. Denn das ursprüngliche Datum fällt auf den „Juneteenth“, an dem in den USA der Abschaffung der Sklaverei gedacht wird.

Nach massiver Kritik verschiebt US-Präsident Donald Trump seine erste Wahlkampfveranstaltung seit mehr als drei Monaten. Die Kundgebung in Tulsa (Oklahoma) werde nun am kommenden Samstag statt wie geplant am Tag davor stattfinden, teilte Trump auf Twitter mit.

Zeitpunkt und Ort für Trumps Kundgebung waren vor dem Hintergrund der Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd in die Kritik geraten.

Am kommenden Freitag (19. Juni) wird in den USA "Juneteenth" begangen, an dem Tag wird des Endes der Sklaverei gedacht. Tulsa war zudem 1921 Schauplatz eines Massakers durch einen weißen Mob an der schwarzen Bevölkerung. Historiker werten dies als schlimmsten Zusammenstoß zwischen Weißen und Schwarzen in den USA nach dem Ende des Bürgerkriegs. Hunderte Menschen wurden getötet.

Laute Kritik im Vorfeld

An der Wahl des Datums und des Ortes für die Kundgebung war vielfach Kritik laut geworden. So warf etwa die demokratische Senatorin Kamala Harris dem Republikaner Trump vor, Rechtsradikale zu ermutigen. Trump teilte in der Nacht zu Samstag mit, "viele meiner afroamerikanischen Freunde und Unterstützer" hätten vorgeschlagen, das Datum aus Respekt für "Juneteenth" zu ändern. Mit der Verschiebung komme er dem nach.

Trump schrieb, mehr als 200.000 Unterstützer hätten sich bereits um Tickets für die Veranstaltung in Tulsa beworben. "Ich freue mich darauf, alle in Oklahoma zu sehen!" Trump hatte in einem am Freitag ausgestrahlten Interview Vorwürfe zurückgewiesen, dass er das Datum bewusst gewählt habe. Der Präsident - der sich bei der Wahl im November um eine zweite Amtszeit bewirbt - sagte dem Sender Fox News: "Meine Kundgebung ist eine Feier."

Welle des Protests losgetreten

Der Tod von George Floyd hat in den USA Proteste und eine Debatte über Rassismus und Polizeigewalt entfacht. Trump hat Floyds Tod mehrfach verurteilt und das Recht auf friedliche Demonstrationen betont. Ihm wird jedoch vorgeworfen, sich nicht klar gegen Rassismus zu positionieren und nicht genug Verständnis für den Zorn über Diskriminierung und Ungerechtigkeit im Land zu zeigen.

Floyd war am 25. Mai bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis (Minnesota) getötet worden. Ein weißer Beamter hatte dem 46-Jährigen sein Knie fast neun Minuten in den Nacken gedrückt - trotz Bitten Floyds, ihn atmen zu lassen. Die Ermittler klagten den Polizisten daraufhin unter anderem wegen Mordes zweiten Grades an. Auch drei weitere an dem Einsatz beteiligte Polizisten wurden angeklagt.

Trump hatte zuletzt eine Wahlkampfveranstaltung am 2. März in Charlotte in North Carolina abgehalten. Danach hatte die Coronakrise Kundgebungen unmöglich gemacht. Die Pandemie ist in den USA noch nicht überwunden. In einigen US-Bundesstaaten gibt es neue Ausbrüche mit teilweise stark ansteigender Anzahl von Infektionen. Trumps Wahlkampfteam weist darauf hin, dass bei Erkrankungen infolge des Besuchs von Kundgebungen keine Haftung übernommen wird.

(APA/dpa)

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