Corona

Vietnams todkranker "schottischer Patient" wird es schaffen

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Kurz vor seinem Arbeitsantritt im März bei Vietnam Airlines hatte sich ein Pilot aus Großbritannien mit Corona infiziert. Er erkrankte schwer, lag monatelang im Spital und wäre fast gestorben. Nun ist er erwacht und wird gesunden. Sein Schicksal hat Vietnam bewegt.

Das südostasiatische Land Vietnam atmet förmlich auf, weil sich eine schreckliche Geschichte, die die Bevölkerung seit Monaten bewegt, wider Erwarten einem guten Ende nähern dürfte.

Ein britischer Pilot, der für die nationale Fluglinie Vietnam Airlines arbeitete, aber schwer an Corona erkrankte und zu sterben drohte, hat sich Ärzten zufolge erholt. Man werde den Mann namens Stephen Cameron in Kürze aus dem Krankenhaus entlassen können, hieß am Mittwoch seitens der behandelnden Ärzte in Ho Chi Minh City (Saigon). Er müsse sich allerdings Rehabilitationsmaßnahmen unterziehen.

Der Fall des gebürtigen Schotten hatte besondere Aufmerksamkeit schon deshalb erregt, weil es Vietnam (rund 97 Millionen Einwohner) durch sehr frühe und strenge Quarantäne-, Sperr- und Testmaßnahmen gelungen war, die Ausbreitung des neuen Coronavirus, das früh aus dem Nachbarland China importiert worden war, extrem im Zaum zu halten. Amtlichen und glaubwürdigen Angaben zufolge gab es bisher nur 335 Fälle - und keinen Toten (Vergleich Österreich: etwa 17.200 bzw. 687).

Barbesuch mit Folgen

Die Sache mit dem Schotten war von Anfang an wirklich unglücklich verlaufen. Der erst 43 Jahre alte Mann war Anfang März in Vietnam eingetroffen. Er besuchte am 13. März eine Bar in Ho Chi Minh City, die sich wenig später als Corona-Hotspot erweisen sollte, und führte am 17. März seinen ersten Flug für Vietnam Airlines durch, in die Hauptstadt Hanoi im Norden. Drei Tage später kam er mit Covid-19-Syptomen ins Spital - und erhielt den Code "Patient 91".

Sein Zustand verschlechterte sich stetig. Cameron lag im Spezialspital für Tropenkrankheiten in Ho Chi Minh City, wurde künstlich beatmet, an Lebenserhaltungsmaschinen angeschlossen. Der Falle wurde medial bekannt und in Vietnam und natürlich auch Großbritannien mit viel Mitgefühl verfolgt - vor allem, als es im Mai hieß, dass Camerons Lunge nur noch zu zehn Prozent funktioniere und er rasch eine Lungenimplantation brauchen werde.

Menschen wollten Lungenteile spenden

Darauf meldeten sich mehrere Dutzend Vietnamesen, die bereit waren, je ein Stück ihrer Lunge zu spenden, um damit beschädigte Teile der Lunge Camerons zu ersetzen. Die Ärzte wiesen freilich daraufhin, dass man eine ganze Lunge brauchen werde - also von einem Verstorbenen. Zudem wurde die Sache dadurch verkompliziert, dass der Pilot angab, er habe keine lebenden Verwandten mehr. Laut vietnamesischem Recht bedürfen allerdings die meisten und vor allem komplizierten chirurgischen Eingriffe die Zustimmung eines Verwandten des Patienten oder einer von diesem benannten Vertrauensperson. Cameron aber lag im Koma.

Im Laufe des Mai, die Situation schien hoffnungslos, begann sich sein  Zustand langsam zu bessern und er erlangte vor wenigen Tagen das Bewusstsein zurück. Am Mittwoch tauchten Fotos des Mannes aus dem Spital auf, neben sich fröhliche Ärzte am Krankenbett. Auch lokale Honoratioren und ein britischer Diplomat besuchten ihn.

Man habe Cameron, der auf dem Bild noch ziemlich zerbrechlich wirkt, gesagt, dass er bald „nach England" zurückkehren werde können, berichtet einer der Ärzte. Worauf Cameron präzisierend erwidert habe: „Nach Schottland."

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