Die Ermittlungen gegen den Öbag-Chef wegen mutmaßlichen Drogenkonsums seien aktienrechtlich nicht relevant, befindet der Aufsichtsrat.
Wien. Der Aufsichtsrat der Staatsholding Öbag hat in einer außerordentlichen Sitzung am Montag entschieden, dass Öbag-Chef Thomas Schmid das Vertrauen nicht entzogen wird. Anfang Juni hatte das Gremium die Rechts- und Compliance-Abteilung eingeschaltet – da war publik geworden, dass gegen Schmid wegen mutmaßlichen Drogenkonsums ermittelt wird. Der Verdacht hatte sich nach Auswertung von Schmids Handy ergeben, es war im Zuge einer Razzia zur Causa Glücksspiel beschlagnahmt worden.
Juristen haben dem Aufsichtsrat nun Bericht erstattet. Demnach würden die Inhalte gewisser Textnachrichten nicht zwingend darauf schließen lassen, dass Schmid tatsächlich Drogen konsumiert habe. Zudem seien die Nachrichten in einer Zeit verschickt worden, zu der Schmid noch nicht Chef der Staatsholding war. Überdies soll Schmid in einer eidesstattlichen Erklärung garantiert haben, dass er keine strafrechtlichen Handlungen gesetzt habe. Zur „Presse“ sagte Öbag-Aufsichtsratschef Helmut Kern: „Daraus ergibt sich für den Aufsichtsrat derzeit keine Handlungsnotwendigkeit, wiewohl wir die Angelegenheit natürlich weiter beobachten.“ Kommende Woche ist Schmid im Untersuchungsausschuss als Auskunftsperson geladen. (kor.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.06.2020)