Spanien

Schluss mit lustig am „Ballermann“

Am berühmt-berüchtigten „Ballermann“ an der Playa de Palma ist nach exzessiven Partynächten wieder Ruhe eingekehrt.
Am berühmt-berüchtigten „Ballermann“ an der Playa de Palma ist nach exzessiven Partynächten wieder Ruhe eingekehrt.(c) imago images/Chris Emil Janssen
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Mallorca machte ein Ende mit der Coronaparty an den Spaßmeilen der Baleareninsel.

Madrid. Die Saison im „Ballermann“-Viertel an der Playa de Palma war gerade erst feuchtfröhlich losgegangen. DJs legten in den Lokalen in Mallorcas berühmtestem Partyviertel Stimmungshits auf: „Saufen, morgens, mittags, abends.“ Doch die Party war schon nach wenigen Tagen wieder zu Ende: Die Bilder von Hunderten deutschen Urlaubern, die im Corona-Zeitalter ausgelassen, dicht an dicht und ohne Maske tranken und schunkelten, lösten eine überraschend harte Reaktion aus: Mallorcas Regionalregierung sah wegen mutmaßlicher Infektionsgefahr rot und machte den „Ballermann“ über Nacht wieder dicht.

Am Donnerstag herrschte in der Partyzone der deutschsprachigen Feriengäste Stille – wie schon in den Monaten der Quarantäne. Alle Lokale in der „Bierstraße“ und der „Schinkenstraße“ mussten zunächst für zwei Monate schließen. Polizisten wachten über die Einhaltung des Fiesta-Verbots. Bei Verstößen drohen den Wirten bis zu 600.000 Euro Strafe.

Das britische Epizentrum im 30 Kilometer entfernten Magaluf mit der legendären Saufstraße Punta Ballena wurde ebenfalls stillgelegt. Dort hatte es am vergangenen Wochenende noch schlimmere Szenen gegeben: Anwohner fanden ihre Autos demoliert vor. Betrunkene tanzten auf Fahrzeugdächern, Karosserien waren von Erbrochenem bedeckt.

„Kein Sauftourismus“

Francina Armengol, Regierungschefin Mallorcas und der Nachbarinseln, tobte: „Wir wollen nicht diesen Sauftourismus.“ Und erst recht nicht in diesem Corona-Sommer, in dem das Risiko eines neuen Virusausbruchs allerorten groß sei. Man werde nicht tolerieren, dass dieses „unzivilisierte und unverantwortliche Verhalten einer Minderheit“ die Gesundheit aller und die Erholung der Tourismuswirtschaft gefährde.

Schon seit Jahren kämpft Armengol, die einer Mitte-links-Koalition vorsteht, gegen Exzesse am „Ballermann“. Sie erließ Gesetze, die das Sangria-Trinken am Strand aus Zehn-Liter-Eimern untersagen, ebenso wie Alkoholgelage und unzüchtige Handlungen – allerdings mit mäßigem Erfolg. Auf Twitter regte sich eine Urlauberin auf: „Stell dir vor, du bist als normaler Mensch im Urlaub auf Mallorca, gehst wandern, hältst Abstand – und dann musst du auf dem Rückflug mit diesen Ballermann-Partytypen im Flieger sitzen.“

Die deutsche Schauspielerin Jenny Jürgens, die Tochter von Udo Jürgens, die auf Mallorca lebt, wetterte: „Geht's noch? Ihr seid hier Gäste! Verhaltet euch verdammt noch mal auch so!“

Die Inselregierung reagierte mit dem Schankverbot auch auf internationale Sorgen, dass Mallorca zum neuen europäischen Corona-Brennpunkt werden könnte. Vor allem aus Deutschland kamen kritische Töne. „Wir müssen sehr aufpassen, dass der Ballermann kein zweites Ischgl wird“, sagte Jens Spahn, der deutsche Gesundheitsminister. Der Chef des Weltärztebunds, der deutsche Mediziner Frank Ulrich Montgomery, schlug sogar vor, über eine zweiwöchige Quarantäne für deutsche Mallorca-Rückkehrer nachzudenken. „Ein verrückter Urlauber am Ballermann kann doch nicht hinterher seine Community gefährden.“

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