Nicht wenige (SPÖ)-Politiker zeigten sich gern mit Commerzialbank-Chef Martin Pucher. Doch politische Folgen sind dieses Mal nicht zu erwarten.
Gäbe es nicht auch noch die Kärntner, schriebe sich der nächste halblustige Burgenländerwitz gewissermaßen von selbst: Geht ein Burgenländer in eine Bank. Und so weiter und so fort.
Ausgerechnet zum 20-Jahr-Jubiläum des Bank-Burgenland-Skandals geht nämlich wieder ein pannonisches Kreditinstitut pleite. In der Nacht auf Mittwoch hat die Finanzmarktaufsicht die Commerzialbank Mattersburg zugesperrt. Eine Prüfung erhärtete den Verdacht schwerer Malversationen: Wie es aussieht, wurden über Jahre hinweg Bilanzen geschönt. Direktor Martin Pucher, Gründer der Regionalbank mit neun Filialen im Bezirk Mattersburg und als jahrzehntelanger Obmann hauptverantwortlich für den Aufstieg des SV Mattersburg in die Fußball-Bundesliga, erstattete Selbstanzeige. Ein Regierungskommissär wurde eingesetzt.
Kann man von einem zweiten Bank-Burgenland-Skandal sprechen? Das nicht. Zumal es einen wesentlichen Unterschied zum Jahr 2000 gibt. In der Bank Burgenland wurden einst zwar auch Bilanzen gefälscht, nachdem für burgenländische Verhältnisse irrwitzig hohe Kredite vergeben worden waren. Aber damals haftete das Land als Haupteigentümer. Der Sozialdemokrat Karl Stix musste als Landeshauptmann zurücktreten, es kam zur Neuwahl, die zur allgemeinen Überraschung der Sozialdemokrat Hans Niessl gewann. Doch im Fall der Commerzialbank handelt es sich um ein privates Institut. Insofern werden sich die landespolitischen Auswirkungen in Grenzen halten.
Es stimmt schon, dass sich der 64-jährige Martin Pucher, eine pannonische Sportgröße, von 2006 bis 2009 auch Präsident der Fußball-Bundesliga, gern mit Politikern umgeben hat, insbesondere mit den im Burgenland tonangebenden Roten. Die ihrerseits an der – mittlerweile abgeflauten – Begeisterung für den SV Mattersburg partizipieren wollten. Am Mittwoch hat sich nicht nur Landeshauptmann Hans Peter Doskozil von Pucher distanziert.
Auch das erinnert, im kleineren Maßstab freilich, an den Wirecard-Skandal um Vorstandschef Markus Braun. Der Held, eben noch leuchtendes Vorbild für unternehmerische Innovation und Mitglied im Thinktank des Bundeskanzlers, wird auf dem politisch-gesellschaftlichen Parkett über Nacht zur Persona non grata erklärt. Und nicht wenige wollen es im Nachhinein eh immer schon gewusst haben.
Der Großteil aber pendelt zwischen Wut und Entsetzen: Dass sich dieser Martin Pucher, der im persönlichen Umgang oft ungemütlich bis autokratisch war, als erfolgreicher Manager mit sozialem Gewissen aber allseits geachtet wurde, derartige Verfehlungen geleistet haben könnte, können viele einfach nicht glauben. Man fragt nach den Motiven und Zusammenhängen. Die Commerzialbank galt stets als wichtigster Geldgeber des SV Mattersburg. Sind Puchers Lebenswerke bis zur strafrechtlichen Relevanz verschwommen?
In Mattersburg und im Landhaus in Eisenstadt werden die Chancen, dass der SV Mattersburg den Profibetrieb aufrechterhalten kann, jedenfalls als äußerst gering eingeschätzt. Und daran zeigt sich einmal mehr, wie schädlich es ist, wenn sich Institutionen, Vereine oder Parteien von einer Person abhängig machen. Frank Stronach, der einst Präsident der Wiener Austria war und später eine mäßig erfolgreiche Partei in Österreich gründete, lässt grüßen.