Pizzicato

Brüsseler Maskenball

Die Staats- und Regierungschefs fuhren die Ellbogen aus, setzten Masken auf und ließen sie dann fallen. Mama Europa mahnte, doch einen Maulkorb wollte sich niemand auferlegen lassen.

Vier Monate waren die EU-Staats- und Regierungschefs nicht zusammengekommen, und beim Wiedersehen war die Verunsicherung groß, ob sich alle mit oder ohne Maske wiedererkennen würden – oder auch wollen. Warum sollte es ihnen anders ergehen als manchen nach der Rückkehr aus dem Home Office ins Büro?

Mark Rutte, „The Dutchman“, und Viktor Orbán werden wohl keine Freunde mehr in diesem Leben. In Brüssel stieß der Ire Micheál Martin als Neuer dazu. Er trägt den Titel Taoiseach, was nichts mit Tao zu tun hat. Obwohl: Den Brüsseler Spitzen hätte es gut getan. Ein Possenreißer war indes abhanden gekommen: Boris Johnson hatte sich als Enfant terrible von der EU-Familie losgesagt.

Einmal forscher, einmal zögerlicher fuhren alle beim Schaulauf und Showdown des Maskenballs ihre Ellbogen aus. Als Politiker sind sie das gewohnt. Im kleinen Kreis ließ dann selbst Angela Merkel die Maske fallen. Die Kanzlerin, die in Brüssel den 66. Geburtstag feierte, der laut Udo Jürgens die Tür für ein neues Leben aufstößt, gab die Mama Europa. Scherzhaft ermahnte sie den Bulgaren Bojko Borissow wegen einer Nachlässigkeit: Sein Nase war nicht bedeckt. Als Ex-Polizist akzeptierte er die Hackordnung und salutierte zackig. Dass die Mächtigen quasi einen Maulkorb umgehängt hatten, war aber nicht nur für ihn schier unerträglich.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.