Prozess: Budweiser bleibt tschechisch

Prozess Budweiser bleibt tschechisch
Prozess Budweiser bleibt tschechisch(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Walter Luger)
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Die US-Brauerei Anheuser-Busch verliert vor dem EuGH einen Jahrhundertstreit. Anheuser-Busch kann sich den Markennamen in Europa nicht schützen lassen - lediglich in Großbritannien.

Wien (ag/red). Der seit rund hundert Jahren dauernde Streit zwischen den beiden Brauereien Anheuser-Busch und Budějovický Budvar um den Markennamen Budweiser hat ein vorläufiges Ende gefunden. Der Europäische Gerichtshof hat die Berufungsklage des US-Bierriesen Anheuser-Busch zurückgewiesen. Der Konzern hatte im Vorjahr gegen ein Urteil erster Instanz Rechtsmittel eingelegt. Damals wurde entschieden, dass der Name Budweiser von der amerikanischen Brauerei in Europa weder für Biere noch für andere alkoholische oder nichtalkoholische Malzgetränke verwendet werden darf.

Somit darf in der EU nur das von der tschechischen Brauerei Budějovický Budvar erzeugte Bier Budweiser heißen. Anheuser-Busch kann sich den Markennamen in Europa nicht schützen lassen. Lediglich in Großbritannien existieren beide Biermarken friedlich nebeneinander. In anderen europäischen Staaten nennt Budweiser sein Bier längst schon „Bud“. Auch in Deutschland heißt nur jenes Bier Budweiser, das auch aus Tschechien stammt.

Bereits jetzt, so merkten die Richter an, sei die kommerzielle Nutzung des Namens in Deutschland und Österreich den Tschechen vorbehalten gewesen. Das Urteil habe deshalb keine unmittelbaren Folgen für das Geschäft von Anheuser-Busch in Europa, teilte eine Sprecherin umgehend mit. Anheuser-Busch wurde 2008 von der belgischen Brauerei InBev geschluckt.

Ein Staatsbetrieb, der es bleibt

Zum Hintergrund: Die beiden Brauereien stritten ein Jahrhundert lang um den Markennamen Budweiser und führten Dutzende Prozesse gegeneinander. In den meisten Fällen entschieden die Gerichte zugunsten der tschechischen Brauerei – wie auch am Donnerstag.

Seit 1895 gibt es Budweiser Bier aus der Brauerei Budvar. Es wird dort allerdings schon seit dem Mittelalter gebraut. Zu Zeiten des Ostblocks wurde die Brauerei verstaatlicht. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde sie nicht privatisiert – um eine Übernahme durch den US-Konzern zu vermeiden.

Auf der anderen Seite des Atlantiks hält Anheuser-Busch das US-Markenrecht an Budweiser – und das seit 1883. Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts kamen sich die beiden Unternehmen allerdings in die Quere, als die Amerikaner nach Europa und die Europäer in die Vereinigten Staaten expandieren wollten.

Damals mussten freilich die Tschechen bei ihren Bemühungen den Kürzeren ziehen. Ihr Problem: Sie hatten ihre Marke nicht angemeldet. Denn sie glaubten, dass eine Anmeldung wegen der Herkunft des Bieres und der langen Existenz der Marke nicht nötig sei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2010)

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