Wen sollen selbstfahrende Autos in Unfallsituationen opfern? In „Todesalgorithmus“ rät Roberto Simanowski, uns der künstlichen Intelligenz ganz zu unterwerfen. Thomas Fuchs hält in „Verteidigung des Menschen“ kräftig dagegen.
Der Wagen rast auf ein Kind zu, das plötzlich hinter einer Ecke aufgetaucht ist und über die Straße rennt. Reißt der Fahrer das Steuer nach rechts herum, überfährt er eine alte Frau am Gehsteig. Weicht er links aus, knallt er gegen eine Hausmauer. Wie auch immer er sich in einem Sekundenbruchteil entscheidet: Niemand wird ihm hernach einen Vorwurf machen. Das ändert sich, wenn künftig Autohersteller ihre selbstfahrenden Gefährte für solche Situationen in aller Ruhe programmieren. Soll es ihnen überlassen bleiben, welches ethische Prinzip sie ihrer Wenn-Dann-Regel zugrunde legen?
Natürlich wird jede Firma, wie Mercedes schon 2016, ihren Kunden versprechen, sie als Fahrzeuginsassen zu schonen. Dabei sind es ja die Nutzer des Autos, die mit ihrem rollenden Ungetüm Fußgänger gefährden. Darf der Staat ihr Selbstopfer fordern, auch wenn eine ganze Familie im Auto sitzt? Und wie ist es, wenn dafür keine Mauer parat steht, wenn nur die Wahl zwischen Kind und Seniorin bleibt? Ändert sich etwas, wenn einer der Todeskandidaten ein Schwerverbrecher ist? Ist er weniger schützenswert?