Abkommen

Wie im Sudan der Frieden einkehren kann

REUTERS
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Die Übergangsregierung hat mit den Rebellengruppen einen Vertrag besiegelt, der die jahrzehntelangen Konflikte des Landes beenden soll – auch den Krieg in Darfur. Doch nicht alle Aufständischen sind mit an Bord.

Fast ein Jahr lang hatten die Parteien miteinander um einen Frieden gerungen: Die Verhandlungen mit mehreren Rebellengruppen hatte die sudanesische Übergangsregierung nur kurze Zeit nach dem Sturz von Sudans Ex-Machthaber Omar al-Bashir im April 2019 aufgenommen. Das Ziel: Endlich die jahrzehntelangen Konflikte des Landes zu lösen, allen voran den seit 17 Jahren andauernden Bürgerkrieg in der westlichen Krisenprovinz Darfur. Am Montag haben Regierung und fünf Rebellengruppen nun ein umfassendes Friedensabkommen besiegelt. Beobachter sprachen von einem „historischen Deal“.

Für die feierliche Unterzeichnung in Juba, der Hauptstadt des Nachbarlandes Südsudan, waren der sudanesische Premierminister Abdallah Hamdok und mehrere Minister eingeflogen. Auch der Chef des militärischen Teils der Übergangsregierung, Abdel Fattah al-Burhan, nahm teil. Hamdok machte kein Hehl daraus, dass er nicht mit solch langwierigen Gesprächen gerechnet hatte, nachdem im September 2019 bereits ein vorläufiges Abkommen unterzeichnet worden war. „Bei der Juba-Erklärung im September hatte jeder erwartet, dass ein Frieden in zwei oder drei Monaten unterzeichnet sein würde, aber die Fragen waren sehr komplex“, erklärte der Premier. „Dennoch haben wir diese großartige Leistung vollbracht – das ist der Anfang von der Konsolidierung des Friedens.“

Mehrere Krisenherde

Das Rebellenbündnis – die so genannte Sudanesische Revolutionäre Front – besteht aus Gruppen der Region Darfur und den südlichen Bundesstaaten Süd-Kordofan und Blauer Nil. Im Darfur-Konflikt, in dem seit 2003 rund 300.000 Menschen starben und etwa 2,5 Millionen vertrieben wurden, kämpften nicht-arabische Stämme gegen das Bashir-Regime, das mit arabischen Reitermilizen brutal gegen die Aufständischen vorging. Dass sich diese Reiter-Milizen schließlich gegen Bashir stellten, hat wesentlich zu dessen Sturz beigetragen. Doch auch danach kam die Region nicht zur Ruhe: Erst im Juli eskalierte die Gewalt erneut.

Die Kämpfe in Süd-Kordofan und Blauer Nil brachen nach der Unabhängigkeit des Südsudan im Juli 2011 aus. Die beiden ölreichen, aber von Armut geprägten Provinzen liegen direkt an der Grenze. Die Rebellen kämpften unter anderem für eine bessere Machtteilung, mehr Mitspracherechte und wehrten sich gegen die Angriffe der Armee.

Die Übergangsregierung hatte ein Friedensabkommen mit den Rebellen zur Priorität erklärt. Der nun ausgehandelte Vertrag regelt unter anderem die Repräsentation der Aufständischen im Übergangsrat und den Regionalregierungen, finanzielle Fragen, Landbesitz, den juristischen Umgang mit Vergehen während des Bürgerkriegs und die Rückkehr von Flüchtlingen. Die Kämpfer sollen nun in die sudanesische Armee integriert werden.

Nein von zwei Gruppen

Trotzdem ist es bis zu einem Frieden im Sudan noch ein weiter Weg. Die Umsetzung des Friedensabkommens ist nicht nur von finanziellen Ressourcen und dem politischen Willen der Beteiligten abhängig. Zwei wichtige Rebellengruppen – eine aus Darfur, eine aus dem Süden – haben dem Vertrag bisher nicht zugestimmt. (raa)

(raa)

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