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Wirbel um Postenbesetzung bei ORF.at

Wer sitzt auf der Bewerbercouch?
Wer sitzt auf der Bewerbercouch?(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Belegschaft fordert ein transparentes Auswahlverfahren für den umstrittenen Posten eines zweiten ORF.at-Chefredakteurs.

Die geplante Bestellung eines zweiten ORF.at-Chefredakteurs sorgt weiter für Unmut in der Belegschaft. Und es gibt in diesem Zusammenhang offenbar diverse Vermutungen. Der „Falter“ schrieb unlängst, dass die Erweiterung der Chefredaktion „ nicht nur inhaltliche Gründe“ habe.  In einer Resolution, die bei einer Betriebsversammlung am Donnerstag einstimmig verabschiedet wurde, wird gefordert, die Besetzung des Postens jedenfalls "nach den im ORF üblichen Regularien (Auswahlprozess mit Kommission und Hearing) durchzuführen".

"Bei einem derart relevanten Zukunftsprojekt ist es besonders wichtig, dass Prozesse transparent und nachvollziehbar ablaufen - noch dazu in einem öffentlich-rechtlichen Medienhaus. Es wäre auch völlig unverständlich, wenn sich Bewerberinnen und Bewerber für gleichwertige Posten im Haus einem Hearing stellen müssen, aber ein Chefredakteur in einer Tochter nicht. Die Glaubwürdigkeit der Besetzung hängt nicht zuletzt auch von nachvollziehbaren Regeln ab", heißt es in dem Schreiben, das an Generaldirektor Alexander Wrabetz sowie die beiden ORF.at-Geschäftsführer Karl Pachner und Roland Weißmann adressiert ist.

Bisher gebe es keine klaren Ansagen der Geschäftsführung, wie das Auswahlprozedere ablaufen soll, hieß es aus der Belegschaft. Sie argumentiere, dass das übliche Prozedere des Auswahlverfahrens mit Kommission und Hearing für ORF-Töchter nicht gelte.

Die Bewerbungsfrist ist am vergangenen Sonntag abgelaufen. Für die Position soll es etwas mehr als ein Dutzend Bewerber geben, darunter sowohl Personen von ORF.at als auch aus dem Mutterkonzern sowie von extern. Der ORF bestätigte diese Zahl nicht.

Bestellung sei „Pauschalkritik an ORF.at"

Bereits vor zwei Wochen wandte sich die ORF.at-Redaktionsvertretung in einem Mail an Wrabetz, Weißmann und Pachner. Einen weiteren Chefredakteur neben Gerald Heidegger "betrachtet die Redaktionsvertretung als Pauschalkritik an ORF.at und unserer bisherigen jahrzehntelangen äußerst erfolgreichen journalistischen Arbeit", hieß es darin. "Dass in Medien bereits ein erster Name - die Person hat notabene null Onlineerfahrung - kursiert, untergräbt die Glaubwürdigkeit des ORF." Der "Standard" berichtete, dass Christian Staudinger, Sendungschefs der "ZiB"s (mit Ausnahme der "ZiB 2"), hoch gehandelt werde.

Auch gegen eine Chefredaktion mit geteilten Aufgaben wehrt sich die Redaktionsvertretung. Außerdem gibt es Befürchtungen, dass auf diesem Weg die Unabhängigkeit von ORF.at untergraben werden könnte.

Angesprochen auf die "Aufregung" der Belegschaft sagt Weißmann, ORF.at-Geschäftsführer und Projektleiter des Players, in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit dem "Horizont": "Veränderungsprozesse erzeugen immer Unruhe. Was verständlich ist. Wir nehmen das ernst und sind in ständigem Austausch mit der Redaktion. Aber ganz konkret: Das Newsroom-Modul der neuen Plattform wird in ganz enger Abstimmung mit der 'blauen Seite' entstehen. Wir legen dort strategisch mehr Aufgaben und Ressourcen hin. Für die erweiterten Anforderungen und deren Bewältigung sind zwei Chefredakteure notwendig."

ORF-Player soll vor Sommer 2021 starten


Derweilö feilt man weiter am Projekt ORF-Player - er soll offenbar vor dem Sommer 2021 starten, wie ein ORF-Publikumsrat berichtete. Geplant sind demnach zehn Module, darunter ein Sportkanal, das Modul "Newsroom", der Kids-Screen "Okidoki" und der Kanal "Topos", der die Themen Wissenschaft, Kultur und Religion vereint.

Noch zu klären sei, ob er gleich mit allen Modulen oder vorerst mit einzelnen in Betrieb gehen werde. Ein wichtiges Thema werde die Untertitelung sein, auf lange Sicht sei auch der Einsatz von fremdsprachigen Untertiteln "eine sehr interessante Perspektive".

Im Zentrum des laufenden Strategieprozesses stehe die Erkenntnis, dass sich die Bewegtbildnutzung "dramatisch" ändere", betonte auch Generaldirektor Alexander Wrabetz im Rahmen der Sitzung des Publikumsrats.

75-Millionen-schweres Sparprogramm

Das 75-Millionen-schwere Sparprogramm, das 2021 auf den ORF zukommt, sei weit gediehen: "Wir sind in den meisten Bereichen fertig oder im Finale des Budgetprozesses", sagte Wrabetz. Es sei sehr schwierig für die Bereiche, das Publikum werde von den Einsparungen aber im Wesentlichen nichts merken.

(APA/red.)

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