Nach Schweiz-Niederlage: "Trauerflor nicht notwendig"

Didi Constantini
Didi Constantini(c) GEPA pictures (Gepa Pictures/ Andreas Reichart)
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Teamchef Didi Constantini glaubt nach dem 0:1 gegen die Schweiz weiter voll an seine Mannschaft: "Sie ist sehr willig und intakt. Ich bin mit dem Kader zufrieden. Und ich sehe keine Baustellen", meinte der Trainer.

Einen Monat vor dem Auftakt zur EM-Qualifikation ist die Stimmung im österreichischen Fußballteam suboptimal. Das letzte ernstzunehmende Testspiel vor dem Ernstfall ging gegen die Schweiz 0:1 verloren, eine große Weiterentwicklung war nicht festzustellen. Nach dem Schlusspfiff versuchte Teamchef Didi Constantini dennoch, die positiven Aspekte herauszustreichen.

"Die Mannschaft ist sehr willig und intakt. Es ist nicht notwendig, den Trauerflor auszupacken. Wir werden unseren Weg gehen", stellte sich Constantini voll hinter seine Truppe. "Wir haben die Klasse, dass wir die beiden wichtigen Auftaktspiele der Qualifikation gewinnen", meinte der Tiroler angesichts der anstehenden Heimspiele gegen Kasachstan (7. September in Salzburg) und Aserbaidschan (8. Oktober in Wien).

Großartige Änderungen an seinem Kader scheinen eher unwahrscheinlich. "Ich bin weiterhin überzeugt von diesen Spielern. Ich bin mit dem Kader zufrieden. Und ich sehe keine Baustellen", lautete Constantinis Antwort auf die Frage, wie weit er bei der Suche nach der Mannschaft für die Quali sei.

"In keinster Weise ins Spiel gekommen"

Die Darbietung gegen die Schweizer vor der Pause wollte Constantini aber auch nicht schönreden. "Wir sind in keinster Weise ins Spiel gekommen und hatten Glück, dass die Schweizer nicht in Führung gegangen sind. Das Mittelfeld hat zu spät reagiert, wir haben mit zu wenig Selbstvertrauen von hinten rausgespielt. Das war eine schlechte Leistung."

In der zweiten Spielhälfte sah die Sache dann nicht nur für Constantini ganz anders aus. "Da war es um einiges besser, da ist nach vorne mehr gegangen." Doch 25 bis 30 starke Minuten seien ganz einfach zu wenig. "Wenn du gegen Topmannschaften gewinnen möchtest, musst du 90 Minuten so spielen." Als kleiner Trost blieb immerhin: "Die Kroaten haben uns viel länger schlecht ausschauen lassen als die Schweizer. Aber das ist ja keine Steigerung, wenn man statt 10 jetzt 25 Minuten gut spielt."

Nach der Pause lief es auch deshalb besser, weil die Einwechselspieler wie Martin Harnik oder Ümit Korkmaz für frischen Wind sorgten. Warum Constantini nicht Korkmaz, sondern den schwach agierenden Patrick Wolf als Flügelspieler beginnen ließ, begründete der Chefcoach so: "Weil Wolf in den vergangenen Wochen sehr gut war und Korkmaz nicht ganz fit war. Und jeder weiß, dass Korkmaz als Einwechselspieler eine Partie im Alleingang drehen kann."

Von Roland Linz, der vielerorts als Ersatz für den verletzten Marc Janko erwartet wurde, machte sich Constantini nur wenige Minuten ein Bild. Der Austria-Stürmer kam in der Schlussphase zu seinem ersten Einsatz in der Ära Constantini. "Er ist ein gefährlicher Spieler, der Tore machen kann", ließ Constantini offen, ob er Linz auch für die EM-Quali einberufen wird.

"Laufende Handgranate" kein "Schweizer Kracher"

Marco Arnautovic ist aus einem simplen Grund ein Thema. "Jeder ist ein Thema", ließ Constantini wissen. Zudem Erwin Hoffer, den er früher als "laufende Handgranate" bezeichnet hatte, nicht einmal ein "Schweizer Kracher" war. In den ersten 45 Minuten, in denen Hoffer Solo-Stürmer war, habe man dem Coach zufolge gesehen, dass er eine Saison lang bei Napoli nicht zum Spielen gekommen sei. Von Leuten wie Zlatko Junuzovic und Jakob Jantscher erwartet sich Constantini auch in Zukunft, dass sie die Gestaltung des ÖFB-Spiels in ihre Hände nehmen.

Die Frage der Nummer eins im Tor sei "nicht meine G'schicht", die Entscheidung liegt also offensichtlich alleine bei Tormann-Trainer Franz Wohlfahrt. Christian Gratzei stellte seine Verlässlichkeit auf jeden Fall auch gegen die Schweizer unter Beweis. Das Innenverteidiger-Duo Sebastian Prödl und Emanuel Pogatetz sah Constantini "okay" bis "gut".

Verschossener Elfer als Knackpunkt

Knackpunkt des Schweiz-Spiels war natürlich auch für Constantini der verschossene Elfer von Christian Fuchs in der 64. Minute. Der wurde vergeben, und deshalb bleibt wieder einmal das Negative hängen, wie auch Constantini weiß: "Wenn du 0:1 verlierst, hast du alles falsch gemacht. Wenn du 1:0 gewinnst, hast du alles richtig gemacht. Wichtig wäre natürlich ein positives Ergebnis gewesen. Denn dann glauben alle daran, dass etwas weitergeht."

Der verhinderte Elfer-Torschütze Christian Fuchs sah sein Tun selbstkritisch: "Ich kann mich nur entschuldigen. Hätte ich getroffen, wäre das Spiel sicher ganz anders ausgegangen. Das war der Knackpunkt", erklärte der Mainz-Legionär, der den Schweizer Torwart Deigo Benaglio mit seinem schwachen und unplatzierten Schuss nicht bezwingen konnte. Kein Wunder, gilt der Wolfsburg-Keeper doch als ausgesprochener Elferkiller. In der Bundesliga sah er sich sieben Strafstößen gegenüber, nur drei konnten gegen ihn verwandelt werden.

Fuchs: "Habe es mir total zugetraut"

Dabei fühlte sich Fuchs "sehr sicher" und schnappte sich deshalb auch nach dem Foul an Martin Harnik sofort den Ball. "Das war eine intuitive Entscheidung. Ich habe mich sehr gut gefühlt und habe es mir total zugetraut. Dass es nicht geklappt hat, tut mir natürlich am meisten weh."

Beim Abpraller, den Fuchs per Kopf an die Latte setzte, kam dann auch noch Pech hinzu. "Klar hätten wir den Elfer reinhauen müssen. Dann hätte es mindestens für ein Unentschieden gereicht. Aber das ist kein Vorwurf an den Fuchsi, Elfmeter sind schon von den besten Spielern der Welt vergeben worden", erklärte Teamchef Dietmar Constantini.

Fuchs sieht im Gegensatz zu seinem Coach "sicher noch ein paar Baustellen", zudem habe gegen die Schweiz ein "Knipser" zum Verwerten der Chancen gefehlt. Fuchs setzt aber auf die Vorbereitungszeit. "Da gehe ich davon aus, dass sich die Mannschaft noch mehr findet und einspielt", hofft der langjährige Mattersburg-Spieler.

Österreich ist jedenfalls auf dem besten Weg dazu, ein Elfertrauma zu entwickeln, vor einem Jahr vergab Paul Scharner gegen Kamerun einen Strafstoß - ebenfalls in Klagenfurt, ebenfalls beim Stand von 0:0. Und auch damals war Scharner als stolzer Kapitän in der zur Ausführung des Elfmeters marschiert. Und wie am Mittwoch war das Match danach verloren gegangen (0:2). Auch Constantini kommt ins Grübeln. Auf die Frage, wer den nächsten österreichischen Elfmeter schießen wird, meinte der Tiroler: "Das frage ich mich auch."

Den Kader für den Quali-Auftakt wird Constantini am 24. August bekanntgeben. Das Trainingslager in Flachau beginnt am 30. August.

(APA/Red.)

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