Österreich

Trends am Immo-Markt

Mehr Wohnungen in Wien entspannen den Markt.
Mehr Wohnungen in Wien entspannen den Markt.pixabay
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Mehr und günstigere Wohnungen in der Stadt, Zuzug aufs Land und kränkelnder Büromarkt: Wie sich der Immobilienmarkt in Österreich laut Prognosen der Immobilienrendite AG verändern wird.

Es wurde viel gebaut in den letzten zwei Jahren - vor allem in Wien fand aufgrund des Wohnraummangels eine Offensive statt, die schon heuer am Markt spürbar wird. Gleichzeitig nimmt der starke Zuzug in die Stadt, wie er 2015 und die Folgejahre herrschte, ab. „Die Migrationsbilanz ist negativ, das heißt in der Praxis: Bald gibt es in Wien mehr Wohnungen als Wohnungssuchende am Markt“, sagt Mathias Mühlhofer von der Immobilienrendite AG. „Viele Wohnungen, die nach 2020 auf den Markt kommen, werden also leer stehen. Denn, so paradox das klingt: Wir haben bald ein Überangebot an Wohnraum, zumindest kurzfristig.“

Das wirke sich auch auf die Preise aus. „Seit 2008 haben sich die Wohnungspreise verdreifacht. Das ist der höchste Anstieg innerhalt der EU." Diese Preis-Rallye sei nun erst einmal gestoppt, zumindest kurzfristig. „Denn auch laut der Österreichischen Nationalbank sind Wohn-Immobilien überbewertet.“

Preisdämper Airbnb

Als weiterer Preisdämpfer kommt Airbnb ins Spiel. Er galt jahrelang als Preistreiber am Immobilienmarkt: Viele Wohnungseigentümer zogen es vor, ihre Immobilie an Touristen zu vermieten und damit wesentliche höhere Mietpreise zu erzielen als bei einer regulären Vermietung. Durch Corona hat sich das Blatt gewendet: Airbnb-Wohnungen stehen in Österreich wie weltweit derzeit großteils leer, viele Eigentümer bieten ihre Immobilie nun zum Verkauf an oder vermieten am Wohnungsmarkt: So waren in Wien im April 2020 nahezu doppelt so viele Kleinwohnungen am Markt wie im Januar 2020.

Zug aufs Land


Viele Städter träumen nach dem Lockdown vom Eigenheim im Grünen inklusive Garten. Markus Kitz-Augenhammer von der Immo-Rendite AG: „In Städten steigt das Über-Angebot von Wohnungen damit weiter. Und am Land klettern aufgrund der erhöhten Nachfrage die Preise noch schneller nach oben und heizen die Verdichtung an, Stichwort Suburbanität: mit versiegelten Flächen für Supermärkte und Parkplätze.“ Die Speckgürtel rund um die Städte werden durch den Trend zur Stadtflucht also noch einmal massiv teurer. „In Mödling, Gießhübl, Hinterbrühl und Perchtoldsdorf, die schon vor der Pandemie zu den Lieblingsregionen von Eigenheimfans gehörten, kostet der Quadratmeter Wohnraum bereits 4200 Euro, Tendenz steigend.“

Home-Office statt Großraumbüro


In Zeiten von Corona evaluieren zahlreiche Unternehmer ihre Büroflächen neu, repräsentative Offices müssen nicht mehr unbedingt sein oder sind nicht mehr leistbar. Denn nach wie vor arbeiten große Teile der Belegschaft vieler Unternehmen vom Home-Office aus. Dazu kommt, dass viele KMU und EPU schon vor Covid-19 lieber kleine, leistbare Büros gemietet haben - auch gern im Speckgürtel, um lange Anfahrtswege zu vermeiden - und diese nun auch als Home-Office nutzen. Markus Kitz-Augenhammer: „In Wien stehen derzeit laut Büromarkt-Bericht Vienna Research Forum Q2, 2020 rund 232.000 Quadratmeter hochwertige Office-Flächen leer“.

Upcycling und Mixed Use

Nachhaltigkeit sei gefragt. „Im Immobilien-Business bedeutet dies: Upcycling, also die Neunutzung bestehender Objekte mit einer innovativen Strategie. Im Umkehrschluss: Nicht neu auf die grüne Wiese bauen und damit weitere wertvolle und immer knapper werdende Flächen in Österreich versiegeln, sondern Bestandsobjekte neu nutzen“, ist Michael Rajtora von der ImmoRendite AG überzeugt. Das Unternehmen setzt besonders auf Upcycling und Mixed Use, zum Beispiel bei einem Projekt in Oberösterreich. Hier wurde aus einem alten, leerstehenden Fachmarktzentrum das neue Ennscenter am Römerfeld mit Shopping, Gastronomie, Freizeit und kleinen Büros. (dm)

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