Russland

Tiersterben vor Kamtschatka: Russischer Experte nennt Algen als Ursache

An die Küste Kamtchatkas wurden Tausende tote Meeresbewohner angespült.
An die Küste Kamtchatkas wurden Tausende tote Meeresbewohner angespült.via REUTERS
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Der russische Experte schließt giftige Chemikalien oder Raketentreibstoff als Ursache für das Tiersterben aus. Greenpeace fordert eine "offene Untersuchung".

Das mysteriöse Massensterben von Meerestieren vor der Küste der Halbinsel Kamtschatka hat nach Angaben eines russischen Experten eine natürliche Ursache. Erste Analysen von Wasserproben hätten eine "hohe Konzentration" der Mikro-Alge Gymnodinium nachgewiesen, zitierten russische Nachrichtenagenturen am Montag den stellvertretenden Leiter der Russischen Akademie der Wissenschaften, Andrej Adrijanow.

Nach seinen Angaben produzieren diese Algen ein Toxin mit verheerenden Auswirkungen auf wirbellose Tiere. Auch bei Menschen kann sie demnach Gesundheitsprobleme auslösen. Einwohner Kamtschatkas hatten zuvor tagelang Alarm geschlagen. Sie berichteten von hunderten toten Meerestieren und litten selbst unter Augenbrennen und Erbrechen. Die Behörden leiteten Ermittlungen ein, als Ursache vermuteten sie giftige Chemikalien aus Sowjetzeiten, die in der Nähe der Strände lagerten. In Medienberichten war auch von giftigem Raketentreibstoff einer nahegelegenen Militäreinrichtung die Rede.

„Keine Seltenheit"

Adrijanow schloss derartige Hypothesen nun aus. Das Phänomen der Algenkonzentration sei für die Halbinsel "keine Seltenheit", sagte er. Er fügte hinzu, die Natur werde sich "von allein und sehr rasch" wieder regenerieren. "Es genügt zu warten, das Phänomen wird von selbst wieder verschwinden."

Dagegen hatte Greenpeace noch am Sonntag auf einer Pressekonferenz beklagt, dass sich die "Situation nicht verbessert". Nach wie vor würden in der Bucht tote Tiere angeschwemmt. Die Umweltschutzorganisation hat demnach tote Seesterne und Seeigel gesammelt, um sie untersuchen zu lassen. Sie geht davon aus, dass sich in ihrem Gewebe leichter Giftstoffe analysieren lassen als im Meereswasser. In einer Petition forderten knapp 175.000 Menschen am Montag eine "offene Untersuchung".

Mülldeponie und Schießpaltz als Ursache ausgeschlossen

Es gebe keine Spuren von Phenolen, Erdölprodukten und Schwermetallen in Wasserproben an den anliegenden Flüssen Mutnuschka und Nalytschewa, sagte der Direktor des Instituts für Vulkanologie und Seismologie, Alexej Oserow, am Montag einer Mitteilung zufolge.

Als Quelle für die Verschmutzung komme auch ein Schießplatz der Armee nicht infrage. Dort würden weder Raketentreibstoffe noch Schmierstoffe gelagert. Zuvor hatte die Verwaltung der Region Kamtschatka mitgeteilt, dass auch bei einer stillgelegten Mülldeponie keine Hinweise auf eine Vergiftung der Umwelt gefunden worden seien. Die Ursache für das Massentiersterben steht damit noch nicht fest.

Der Gouverneur der Region im Fernen Osten Russlands, Wladimir Solodow, wandte sich am Wochenende zudem an Wissenschafter im Ausland mit der Bitte um Hilfe. Russische Experten vermuten unterdessen, dass Mikroalgen durch den Entzug von Sauerstoff im Meerwasser für das Tiersterben verantwortlich sein könnten.

(APA/AFP)

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