Ein Geschichtslehrer wurde von einem 18-jährigen Islamisten geköpft. Er hatte im Unterricht eine Mohammed-Karikatur gezeigt.
Er wollte seinen Schülern die Grundlagen von Meinungs- und Pressefreiheit vermitteln. Doch der Versuch des Geschichtslehrers Samuel P. an der Mittelschule Bois d'Aulne in Conflans-Saint-Honorine, einem Vorort im Nordwesten von Paris, endete mit seinem Tod. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron sprach von einem „islamistischen Terroranschlag“. Bei einer kurzen Rede an der Schule versicherte er: „No Pasarán!“ – Sie werden nicht durchkommen. Die religiösen Fanatiker dürften die Nation nicht spalten. Frankreich werde gegen „Aufklärungsfeindlichkeit“ und der damit einhergehenden Gewalt zusammenstehen.
Die brutale Tat vom Freitag wühlt in jenen Wunden, die in der Pariser Bevölkerung seit dem Anschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ 2015 nicht heilen wollen. Erneut steht ein Mord im Zusammenhang mit einer Kontroverse zur Meinungsfreiheit. Während viele auch diesmal auf die Straße gehen, um ihre Solidarität mit dem Opfer zu bekunden, und für aufklärerische Ideale eintreten, treibt der radikale Islamismus eine immer tiefere Kluft in die Bevölkerung.
Der mutmaßliche Täter, ein 18-jähriger Jugendlicher, wurde von der Polizei dank Hinweisen von Anrainern kurz nach dem Mord gestellt. Da er die Beamten mit einem blutigen Küchenmesser bedrohte und angriff, streckten diese ihn mit mehreren Schüssen nieder. Er war auf der Stelle tot. Bevor er aufgegriffen wurde, hatte er noch Zeit, sich auf Twitter mit seiner fürchterlichen Bluttat zu brüsten und ein makabres Foto zu publizieren: Darauf war zu sehen, dass er sein Opfer in der Manier einer islamistischen Exekution enthauptet hatte. Aufgrund dieser Ausgangslage gingen die Behörden von Beginn an von einem terroristischen Verbrechen aus, die Antiterrorbrigade wurde mit den Ermittlungen vor Ort beauftragt.
Das Opfer ist ein 47-jähriger Geschichtslehrer, der in dieser Mittelschule seit mehreren Jahren unterrichtet hat. Kürzlich hatte er dem Lehrplan folgend in zwei Klassen das Thema Presse- und Meinungsfreiheit angeschnitten. Dabei zeigte er seinen Schülern unter anderem eine Mohammed-Karikatur. Da er sich offenbar bewusst war, dass dies einige der gläubigen Jugendlichen in ihren religiösen Gefühlen schockieren könnte, stellte er den Muslimen unter ihnen frei, das Klassenzimmer kurz zu verlassen. Trotzdem waren einige muslimische Schüler und erst recht ihre Eltern empört über diese „Provokation“ im Stil der Satirezeitung „Charlie Hebdo“. Sie protestierten bei der Schulleitung und forderten angeblich nicht nur eine Entschuldigung, sondern sogar die Versetzung von P., der wiederum hoffte, mit einer Aussprache die Sache beilegen zu können.