Kaukasus

Aserbaidschaner und Türken feiern Sieg gegen Armenien mit Militärparade

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TOPSHOT-AZERBAIJAN-ARMENIA-KARABAKH-CONFLICT-TURKEY-DIPLOMACYAPA/AFP/TURKISH PRESIDENTIAL PRE
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Die Präsidenten Aliyev und Erdoğan drohen bei Siegesfeiern in Baku Armenien mit "eiserner Faust", sollte es wieder aufmüpfig werden. Türkische Kontingente nahmen an der Parade teil.

In der aserbaidschanischen Haupstadt Baku ist der Erfolg im jüngsten Krieg gegen Armenien um die Region Berg-Karabach am Donnerstag mit einer großen und politisch vielsagenden Militärparade gefeiert worden. An der Parade nahmen neben aserbaidschanischen Einheiten mit Panzern, Infanterie, Artillerie und Drohnen nämlich auch erhebliche Abteilungen türkischer Streitkräfte teil - Berichten zufolge soll es sich sogar um rund 3000 Mann gehandelt haben.

Und dem nicht genug: Der türkische Präsident, Recep Tayyip Erdoğan, sah der Parade vor Ort zu. In einer Rede, die sich an die Führung des unterlegenen Armeniens wandte, forderte er "mutige Schritte" von dieser, um gute nachbarschaftliche Beziehungen aufzubauen. Armenien müsse zudem für die Zerstörung von Städten und historischen Wahrzeichen zur Rechenschaft gezogen werden. Erdoğan sprach von einem "epischen Kampf" und einem "glorreichen Sieg".

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Der aserbaidschanische Präsident, Ilham Aliyev, bedankte sich bei dem türkischen Präsidenten, seinem Verbündeten, und betonte die Bedeutung der Beziehungen zwischen beiden Ländern. Er richtete scharfe Worte an den christlichen Nachbarn: Würden armenische Aggressionen in der Südkaukasus-Region anhalten, werde die "eiserne Faust Aserbaidschans" ihnen erneut „den Rücken brechen".

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Die Türkei hat Aserbaidschan als Verbündeter unterstützt, dessen Streitkräfte wesentlich aufgerüstet und während des Kriegs Aufklärungsinformationen geliefert. Die Rede ist auch von türkischen Offizieren in Stäben der Aseris und Hilfe beim Einsatz von Kampfdrohnen.

Zudem dürften die Türken auch westlichen Informationen zufolge mehrere Tausend islamistische syrische Kämpfer nach Aserbaidschan gebracht haben, um gegen die Armenier zu kämpfen. Ankara und Baku dementieren das.

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Beide ehemaligen Sowjetrepubliken kämpfen seit Jahrzehnten immer wieder um Berg-Karabach, eine im Kern armenische Exklave auf dem Gebiet Aserbaidschans. In den 1990ern hatte die damals überlegene armenische Armee die Exklave sowie das ethnisch aserische Umland besetzt.

Wie sich die Lage doch geändert hat

Später wurde Armenien wegen politischer und wirtschaftlicher Probleme schwächer, die Streitkräfte stagnierten, während das autoritär regierte Ölförderland Aserbaidschan einen gewissen ökonomischen Aufschwung erlebte und sein Militär unter anderem mit Hilfe der Türkei, Israels und Südafrikas verstärkte.

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AZERBAIJAN-ARMENIA-KARABAKH-CONFLICT-PARADEAPA/AFP/HICRAN BABAYEV

Im Krieg von Ende September bis 9. November brach die armenische Verteidigung Berg-Karabachs bald an wichtigen Abschnitten zusammen. Hauptgründe waren die große zahlenmäßige und qualitative Überlegenheit der Aseris, die Zurückhaltung der armenischen Luftstreitkräfte und der überaus erfolgreiche Einsatz von Drohnen etwa türkischer und israelischer Herkunft.

„Die Türkei bald nahe Wien"

Ein durch Russland vermittelter Waffenstillstand mit erweiterten Folgen ist für Armenien ungünstig, es muss den Großteil Karabachs aufgeben. Viele Armenier sehen die Übereinkunft, der ihre Regierung zustimmen musste, als Niederlage an. Fast 2000 russische Friedenssoldaten kontrollieren die Waffenruhe, die am 10. November in Kraft getreten ist.

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Armeniens Regierungschef, Nikol Paschinjan, hat übrigens kurz nach Kriegsbeginn Europa mit drastischen Worten vor einem Wegsehen, vor Unterlassen von Hilfe für Armenien und generell vor der Türkei gewarnt: „Wenn die internationale Gemeinschaft die geopolitische Bedeutung dieser Situation nicht korrekt bewertet, sollte Europa die Türkei bald nahe Wien erwarten", sagte Paschinjan.

Und: Die Türkei sei nach hundert Jahren in den Südkaukasus zurückgekehrt, „um den Genozid an den Armeniern fortzusetzen, der 1915 in der Türkei stattfand".

imago images/ITAR-TASS

(APA/DPA/wg)

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