Zehntausende Bauern aus vielen Teilen Indiens haben vor den Toren Neu-Delhis Protestcamps errichtet.
Liberalisierung

Aufstand der Bauern in Indien

Die Proteste gegen die Liberalisierung der Landwirtschaft spitzen sich vor der Hauptstadt zu. Die Bauern fürchten die Marktmacht dergroßen Konzerne.

An den Abenden ist es ruhiger als tagsüber. Nach Einbruch der Dämmerung versammeln sich Bauern aus den „Kornkammer-Staaten“ Indiens zur Mahlzeit namens Langar. Die Stärkung aus frischen Brotfladen, Reis, Gemüse und Linsen ist nötig. Denn Zehntausende von ihnen campieren schon seit mehr als zwei Wochen vor den Grenzen der indischen Hauptstadt Neu-Delhi. Manche haben es nach Auseinandersetzungen mit Polizisten zum Jantar Mantar geschafft, der 1993 zum quasi offiziellen Demonstrationsplatz der Hauptstadt wurde. Nach massiven Bauernprotesten wurden damals spätere Versammlungen von der Straße beim Präsidentenpalast dorthin verlegt, um die Regierenden weniger zu stören.

Erneut stellen protestierende Bauern die Regierung auf die Probe. Seit im September im Parlament drei Landwirtschaftsreformen im Schnellverfahren und gegen Widerstand beschlossen worden sind, wird der Unmut lauter. Die Landwirte fürchten um ihre Zukunft, dass sie die Verlierer sind, wenn es eine Welle der Liberalisierung gibt. „Die Agrargesetze werden unsere Familienbetriebe zerstören“, sagt Sandeep Singh von der überparteilichen Bauernvertretung Bhartiya Kisan Union, der aus dem 250 Kilometer entfernten Mansa im Punjab kommt. Er möchte nicht weichen, trotz kühler Temperaturen und steigender Luftverschmutzung in der Hauptstadtregion.

Aufruf zum Boykott der Konzerne. „Die Regierung ist bereit, alles zu verkaufen. Zuerst haben sie Teile der Eisenbahn sowie Flughäfen veräußert. Nun haben sie ein Auge auf unser Farmland geworfen. Aber das werden wir nicht zulassen“, sagt Singh, ein Mann mit Turban und üppigem Bart. „Diese Gesetze werden nur Kapitalisten wie Ambani und Adani Vorteile bringen. Wir werden auf friedliche Weise kämpfen und die Regierung dazu bringen, unserer Forderung zuzustimmen.“

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