Dörfer bieten mehr Geborgenheit als die Stadt. Doch die hat ihren Preis.
Am Land

Leben im Dorf: Die Nähe, die Übersicht, die Vertrautheit

Warum das Leben im Dorf für manche Bewohner das bessere ist – und doch für manche Menschen ungeeignet. Erfahrungen eines Städters mit Hilfsbereitschaft, Freundschaft, Mitverantwortung und Obsorge in kleinen Gemeinden.

Dann saßen alle zusammen an zwei großen Heurigentischen mitten in der Wiese. Es wurde geplaudert, gelacht, gegessen und getrunken. Über Wochen hatten Iris und Horst die alte Quelle saniert. Sie liegt in einer Senke unterhalb der Häuser, eingerahmt von hohen, alten Bäumen. Jetzt sprudelt das Wasser wieder, fängt sich in einem kleinen Teich mit Enten. Ein Bankerl, ein Marterl laden zum Verweilen ein. Die Quelle ist ein hübsches Kleinod geworden, so wie das alte Kellerstöckl, das die Mitglieder der Feuerwehr im vergangenen Sommer selbst saniert haben und jetzt für kleinere Zusammenkünfte zur Verfügung steht. Seit das beliebte Gasthaus zugesperrt hat, sind alle dankbar für neue Orte der Begegnung. Auch wenn gern gestöhnt wird, es sei nichts wie früher, ist doch dieselbe Sehnsucht geblieben, die alle regelmäßig zusammenbringt: ein tief sitzender Wunsch nach Geselligkeit.

Es ist die Nähe, die Übersichtlichkeit, die Vertrautheit, die eine funktionierende Dorfgemeinschaft ausmachen. Eigentlich ist es eine Schicksalsgemeinschaft, in der Brauchen und Gebrauchtwerden ineinanderfließen, als gehörten sie naturgemäß zusammen. In ein Dorf wird man geboren wie in eine Familie oder es treibt einen das Schicksal herein wie die Eheleute junger Einheimischer. Wenige zieht es auch aus anderen Gründen hierher. Sie haben Häuser gekauft: wie das Grazer Ehepaar, die Wiener Familie, das aus Polen stammende Paar. Die Gemeinschaft, die alle zusammen bilden, ist mit einer Familie durchaus vergleichbar: Sie besteht aus individualistischen Charakteren, die im Zweifel zusammenhalten, aber manchmal auch streiten oder schweigen.

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