Jochen Rindt: Tod in Monza

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Noch heute ist der Name Jochen Rindt ein Mythos. Vor 40 Jahren kam das "Aus" für den Österreicher: Am 5. September 1970 verunglückte der Formel 1-Rennfahrer beim Training in Monza tödlich. Er wurde 28 Jahre alt.

Den Weltmeistertitel 1970 in der Formel 1 des Automobilrennsportes wollte er noch holen, dann würde er mit dem Wahnsinn aufhören, versprach er seiner finnischen Ehefrau Nina, mit der er ein Baby hatte. Nur diesen Titel noch, dann wäre Schluss. Als Manager in der Formel1  sah er seine Zukunft, da sei viel mehr Geld zu holen. Am 5. September 1970 verunglückte der in Deutschland geborene und in der Steiermark aufgewachsene Rennfahrer Jochen Rindt beim Training für den Großen Preis von Italien in Monza tödlich. Er wurde 28 Jahre alt. Sein Punktevorsprung reichte für den Titel des Jahres aus. Bisher ist er der Einzige, der je posthum Weltmeister wurde.

So weit die Fakten. Der Begeisterung der österreichischen Fans für diesen ersten „Popstar” der Formel 1 werden sie nur unzureichend gerecht. „Jochen lebt”, versichert uns eine Internetseite vierzig Jahre danach; es wird einen Film zum Jahrestag geben, ein Fest in Seiersberg, eine Ausstellung in der Galerie „Westlicht” läuft bereits.

Österreichs Stolz

Und es gibt einen Fotoband von Ferdi Kräling mit Texten des Doyens der Motorjournalisten, Herbert Völker. Selbst der blutige Laie, der mit der Massenhysterie bei Autorennen überhaupt nichts anfangen kann, kann sich der Faszination des schwarz-weißen Bilderbogens nur schwer entziehen. Natürlich schwingt hier das Schicksal mit, das dieser offenbar Hochbegabte bei jedem seiner vielen Rennen bewusst herausgefordert hat. James Dean starb einen ähnlich sinnlosen Tod, sein Mythos hat sich ebenso zwanglos auf die nachfolgenden Generationen fortgepflanzt.

Und bei Jochen Rindt kommt natürlich noch der österreichische Kollektivstolz hinzu. Schließlich war er in Graz bei den Großeltern aufgewachsen und fuhr mit einer rot-weiß-roten Rennlizenz. Aber sein Pass war ein bundesdeutscher: Karl Jochen Rindt war der Sohn eines Deutschen und einer Österreicherin, die in Mainz begütert und 1943 bei einem alliierten Bombenangriff in Hamburg ums Leben gekommen waren. Das Erbe ermöglichte ihm den Einstieg in den Rennsport, so wie auch Nikolaus Lauda aus wohlhabender Industriellenfamilie stammt.

Seine Siege, seine Niederlagen, Unfälle, Ausfälle: Der Bildband bringt uns dieses kurze abenteuerliche Leben durchaus näher. Am 30.August 1970, sechs Tage vor seinem Tod im Training zum Formel-1-GP von Monza, fuhr Jochen Rindt auf dem Salzburgring sein letztes Rennen – einen Formel-2-Lauf, dem damaligen Unterbau der Formel1. In den Siebzigerjahren war der Salzburgring Schauplatz mehrerer Formel-2-Europameisterschaftsläufe. Formel-1-Stars und Weltmeister wie Graham Hill, Emerson Fittipaldi, Jacky Ickx, John Watson, Mike Hailwood und viele andere traten hier an.

Die letzte „Parabolica“

Ich erinnere mich noch an die Aufregung in der „Presse“-Redaktion, als die ersten kurzen Fernschreibenzeilen vom Trainingsunfall im fernen Monza berichteten. In der „Parabolica“ bremste Rindt seinen „Lotus“ scharf zusammen, da raste der Bolide fast im rechten Winkel nach links – in die Leitplanke, wurde zurückgeworfen, drehte sich einmal um die eigene Achse, schoss nochmals in die Leitschienen und blieb dann total zerfetzt im Sand liegen. Aus Angst vor einem Feuerunfall dürfte Rindt die Sicherheitsgurte nicht korrekt festgezurrt haben. So rutschte er bei dem heftigen Anprall aus den Gurten. Schwerste Schädel- und Brustkorbverletzungen ließen ihn noch im Rettungswagen sterben.

Der Tod eines Rennfahrers. Aber auch eines Familienvaters. Und wie das zusammenpassen soll, muss jeder mit sich selber ausmachen.

Ferdi Kräling

Jochen Rindt

Der erste Popstar der Formel1

Texte von Herbert Völker

Delius-Klasing, 150 Seiten Großformat, 30,80 Euro

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2010)

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