In Kärnten soll es Versuche geben, den Impfplan zu überlisten. In Oberösterreich herrscht Aufregung über einen bereits geimpften Bürgermeister.
In Sachen Impfung scheint es vielen Österreichern nicht schnell genug zu gehen. Doch anstatt wie der Großteil der Bevölkerung zu warten, bis man gemäß dem Impfplan an die Reihe kommt, dürften einige versuchen, das System zu überlisten. So sollen in Kärnten Pflegeheime überschüssige Impfungen gegen Spenden vergeben haben.
Seit mehreren Tagen machen in Kärnten Gerüchte rund um die Impf-Aktion in Heimen die Runde - demnach sollen Milliardäre, Politiker oder Prominente zum Zug gekommen sein, obwohl sie gar nicht zur Risikogruppe gehören würden.
Bereits eine Anzeige
In manchen Pflegehäusern in Kärnten wird von „vielen Begehrlichkeiten“ gesprochen, berichtete das Ö1-Mittagsjournal am Montag. Konkret dazu äußern will sich aber niemand. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) bestätigte die Existenz von Ersatzlisten für überzählige Impfdosen. In einem Fall liege bereits eine Anzeige vor. Kaiser bekräftigt: Komme es zu „Unregelmäßigkeiten“, werde man alle Unterlagen der Staatsanwaltschaft übergeben und diese prüfen.
Wie Gerd Kurath vom Landespressedienst sagte, sei man bereits dabei, die Meldungen zu überprüfen und bis morgen, Dienstag, an die Staatsanwaltschaft weiterzuleiten. Bei den Prüfungen durch das Land sei man noch auf keinen Fall gestoßen, der sich erhärtet hätte - "aber das heißt nicht automatisch, dass nichts war", erklärte Kurath am Montagnachmittag bei einer Videokonferenz mit Journalisten. Wie viele Meldungen vorliegen, war vorerst unklar, die Zahl dürfte aber zweistellig sein.
Kern der Vorwürfe ist die Erstellung der sogenannten "Ersatzlisten" mit Impfwilligen, die eine Immunisierung bekommen, wenn mehr Impfstoff als eingerechnet zur Verfügung ist oder Heimbewohner etwa wegen einer Erkrankung nicht geimpft werden können. Auf solchen Listen seien auch Angehörige von Heimbewohnern zu finden, etwa solche, die oft zu Besuch kommen. Die Impfung von ihnen trage auch zum Schutz der Heime bei, meinte Kurath. Besonders in der Anfangsphase sei oft Impfstoff übriggeblieben, und zwar weil einer Ampulle nicht - wie berechnet - Impfstoff für fünf, sondern sogar für sechs Impfungen entnommen werden konnte. Nun kalkuliere man aber bereits mit sechs Impfungen pro Ampulle.
Der Kärntner Neos-Politiker Janos Juvan berichtet in der Sendung zudem von Gerüchten, dass Ärzte Bekannte als Hochrisikopatienten einstufen würden, um so vorgereiht zu werden: „Man hört, dass sich Leute sehr intensiv dazu bemühen, diese Impfung möglichst früh zu bekommen.“ Für Juvan liegt die Wurzel des Problems beim Impfsystem: Weil es in Österreich „kein ordentliches Impfmanagement“ gebe, würden solchen Handlungen Tür und Tor geöffnet. „Es darf einfach nicht sein, dass Leute bevorteilt werden, nur weil sie die richtigen Kontakte haben“, sagt Juvan.
Der Kärntner FPÖ-Landesparteiobmann machte am Montag in einer Aussendung das Land Kärnten für die Causa verantwortlich: Die fehlende Organisation des Landes habe "zu einer unkoordinierten und freien Vergabe des überschüssigen Impfstoffes" geführt.
Politiker geimpft
Nicht nur in Kärnten sorgen Vorreihungen bei der Impfung für Aufregung. Im oberösterreichischen Alten- und Pflegeheim Eberschwang (Bezirk Ried im Innkreis) sollen nur 16 Personen aus dem Heim dafür aber 30 externe Leute geimpft worden sein - darunter auch der Bürgermeister Josef Bleckenwegner (SPÖ) sowie zwei Vizebürgermeister von der SPÖ und der FPÖ. Zudem wurden auch drei Angehörige geimpft sowie der Hausarzt und die Ordinationsmitarbeiter. Nun prüft der Sozialhilfeverband, wie es dazu kommen konnte. Vom Krisenstab des Landes hieß es, dieses Verhalten sei durch die Vorgaben des Landes nicht gedeckt.
In Salzburg wurde die Sozial-Stadträtin Anja Hagenauer (SPÖ) bereits am 27. Dezember geimpft. Man habe nicht genug Leute gehabt, die zur Impfung angemeldet waren. Deswegen habe sie die Impfung bekommen, weil sie übrig war.
(red.)