Hoffen auf ein besseres Leben. In einer Unterkunft für intern Vertriebene außerhalb Kabuls.
Bürgerkrieg

„Wir erleben in Afghanistan eine Welle der Gewalt“

Unter Donald Trump starteten die USA den Abzug ihrer Truppen. Doch in Afghanistan herrscht zunehmend Chaos: Aktivisten werden ermordet. Die Korruption wuchert. Ein Lokalaugenschein.

Kabul. Zubair Hakim, 24, lebt in einem kleinen Appartement im Südwesten Kabuls. Die Miete ist etwas teuer, doch hier fühlt er sich sicher. Der Wohnblock wurde vor wenigen Jahren errichtet. Im Eingangsbereich sind stets bewaffnete Wachen präsent, die fremde Besucher gegebenenfalls ausfragen und kontrollieren. „Das gibt einem das Gefühl von Sicherheit, vor allem in diesen Zeiten“, meint Hakim. Afghanistans Hauptstadt gehört in diesen Tagen zu den unsichersten Flecken des Landes. Während die Regierung von Präsident Ashraf Ghani weiterhin nicht Herr der Lage wird, wächst die Kritik seitens der Bevölkerung. Hakim erzählt von No-go-Areas und Räuberbanden, die für Handys und ein wenig Kleingeld morden. Hinzu kommen gezielte Attentate auf Personen des öffentlichen Lebens, darunter Journalisten und Aktivisten, deren kritische Zwischenrufe gegenwärtig besonders notwendig sind.

Kurz vor Ende seiner Amtszeit hat Donald Trump die im vergangenen November angeordnete Truppenreduzierung in Irak und Afghanistan durchgezogen. In beiden Ländern wurde die Anzahl stationierter Soldaten auf jeweils 2500 reduziert. In Afghanistan ist der Abzug der Truppen mit dem Deal verbunden, den die USA im vergangenen Frühling mit den Taliban im Golfemirat Katar abgeschlossen hatten. Die Biden-Administration hat bereits verdeutlicht, den US-Taliban-Deal überprüfen zu wollen. Und die Taliban pochten am Freitag auf die Einhaltung des Abkommens: Sollte dieses aufgekündigt werden, werde das zu einem „großen Krieg“ führen. „Die Verantwortung dafür wird voll und ganz auf den Schultern Amerikas liegen.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.