Nach Expertengesprächen gab die Regierungsspitze nächste Schritte bekannt. Vorarlberg geht mit einer Öffnung von Gastronomie, Sport und Kultur voran. In ganz Österreich öffnen mit den Osterferien die Schanigärten. Für Kultur- und Tourismusbetriebe gilt April Perspektive.
Wie bereits spekuliert worden war, geht die Regierung mit regionalen Öffnungsschritten voran. So wird Vorarlberg am 15. März mit deutlichen Lockerungen beginnen – in der Gastronomie, beim Sport und im Kulturbereich. Kanzler Sebastian Kurz begründete den Schritt mit den großen regionalen Unterschieden beim Infektionsgeschehen. Während der Osten mit hohen Zahlen zu kämpfen hat, zeichnet sich der Westen durch niedrige Inzidenz-Zahlen aus.
In den anderen Bundesländern soll zumindest der Schul- und Jugendsport von Lockerungen profitieren - ebenfalls ab 15. März. Und eine Perspektive gibt es für die Gastronomie im ganzen Land: „Unser Ziel ist es bis Ostern, zumindest die Gastronomie im Freien zu öffnen“, sagte Kurz. Genauer gesagt werden am 27. März die Schanigärten wieder öffnen.
Dabei will man stark auf Eintrittstest setzen, sagte Kurz. Lockerungen würden zudem zunächst im Freien vorangetrieben, bevor man an Innenräume denken könne.
April ist Ziel für Kultur und Tourismus
Erst im April will man eine Öffnung der Indoor-Gastronomie angehen. Gesundheitsminister Rudolf Anschober kündigte zudem an, dass man für Anfang April auch für den Kulturbereich österreichweite Lockerungen ins Auge fasse. Auch Tourismusbetriebe sollen - sofern es das Infektionsgeschehen möglich mache - zur gleichen Zeit öffnen. Denn „Österreich ist ein Tourismus- und Kulturland“, so Kurz.
Anschober sagte, man werde trotz der Lockerungen versuchen, die Infektionszahlen zurückzudrängen. So soll es in besonders stark betroffenen Regionen eine Ausreise-Testpflicht geben, wie es derzeit schon in Tirol der Fall ist. Gespräche dazu sollen in den kommenden Tagen mit Kärnten und Salzburg geführt werden. Die derzeit höchsten Inzidenzen haben ja auf Bezirksebene mit Abstand Hermagor und St. Johann in Pongau. Auch das Tragen von FFP2-Masken an Arbeitsplätzen sollen ausgeweitet werden.
„Ketchup-Effekt"
Kurz schloss mit einem hoffnungsvollen Ausblick: „Das Ziel, bis zum Sommer zur Normalität zurückzukehren, ist nach wie vor realistisch.“ Dabei setze man weiter auf das breitflächige Testen sowie auf die Impfung. Kurz mahnte Geduld ein. Denn die Impfungen würden sich wie ein „Ketchup-Effekt“ verhalten: Zunächst komme es nur ganz langsam heraus, und dann ein Schwall.
Man stelle sich zur Verfügung, als „Pilotregion“ voranzugehen, sagte der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner mit Hinblick auf den 15. März. Eine Voraussetzung sei ein noch breitflächigeres Testen. Es müssten noch mehr, und bessere Selbsttests zur Verfügung gestellt werden. Darüber werde es in den kommenden Tagen Beratungen mit der Bundesregierung geben, so Wallner.
„Wir freuen uns mit Vorarlberg"
Wohl um der schon untertags aufgekommenen Kritik gegenüber der Öffnung in Vorarlberg entgegenzuwirken, waren bei der Pressekonferenz auch der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und der steirische Landeshauptmann und Vorsitzende der Landeshauptleutekonferenz Hermann Schützenhöfer (ÖVP) zugegen. Auch sie befürworteten die vorsichtigen Öffnungsschritte. „Vorarlberg steht beispiellos gut da“, sagte Schützenhöfer. „Wir freuen uns mit Vorarlberg. Auch Ludwig betonte, stets solidarisch gegenüber den anderen Bundesländern zu sein.
Was die Öffnung der Gastronomie angehe, sei man dabei zu überprüfen, öffentliche Räume für die Gastronomie zur Verfügung stellen, sagte Bürgermeister Ludwig. Damit wolle man jenen Lokalen entgegenkommen, die keine Schanigärten haben. Auch gebe es in manchen Fällen die Möglichkeit, Schanigärten zu vergrößern. Man wolle „alles tun“, um die Gastronomen zu unterstützen.
Mitreden
Mehr Freiheiten für Bundesländer mit geringeren Infektionszahlen? Diskutieren Sie mit!
Experten warnten vor Öffnung
Ebenso zu Wort kam der Vizerektor der Meduni Wien Oswald Wagner als Vertreter der beratenden Expertenrunde. Die Experten hätten allesamt vor weiteren Öffnungsschritten gewarnt, weil man steigende Fallzahlen habe. Auf der anderen Seite würden die Experten natürlich erkennen, dass in der Bevölkerung die Maßnahmen in der jetzigen Form nicht mehr mitgemacht werden. Deswegen sehe man Lockerungen sinnvoll, wenn sie unter kontrolliertem Rahmen stattfinden würden, so Wagner. Nach dem Motto: Ein Treffen von zwei Familien in einem Schanigarten sei besser als ein Treffen von vielen Menschen zuhause. Zudem hätten die Experten eine Regionalisierung der Maßnahmen vorgeschlagen.
Wagner betonte außerdem, dass pro Woche zwischen zwei und 2,5 Millionen Menschen getestet würden. Das sei enorm wichtig, denn damit sinke der R-Wert um 40 Prozent, wie eine Berechnung der ETH Zürich ergeben habe. Durch die britische Mutation sei das Testkonzept jedoch konterkariert worden. Er empfehle daher, neben der Öffnung die Mutationsausbreitung einzudämmen. Das könne beispielsweise durch noch mehr Tests stattfinden.
(twi)