Unterschiedliche Prioritäten und Logistiken, kein Überblick über Daten: Gesundheitsökonom Thomas Czypionka erklärt, warum mehr Zentralismus besser wäre.
Wien. Ist es gerecht, wenn in einem Bundesland ein Lehrer vor einem 70-jährigen Krebskranken geimpft werden soll? Thomas Czypionka, Gesundheitsökonom am Institut für Höhere Studien, findet: eher nein. „Wenn es gleichzeitig Menschen mit hohem Sterberisiko gibt, die täglich mit der Angst leben müssen, ist das schwer zu argumentieren.“
Debatten wie diese seien ein Resultat davon, dass der Bund den Ländern kein fixes Priorisierungsschema vorgeschrieben habe, sagt er: „Wenn man das Verimpfen dezentral löst, also den Impfstoff an die Bundesländer verteilt und dann sagt, es gibt zwar Empfehlungen für die Priorisierung, aber eigentlich macht jedes Land, was es will, schürt das das Ungerechtigkeitsempfinden.“ Wobei die Sache mit den Lehrern zusätzlich durch ein Missverständnis befeuert worden sei. Denn eigentlich, sagt Czypionka, gebe es den wissenschaftlichen Konsens, dass man letztlich mehr Todesfälle verhindert, indem man zuerst Risikogruppen impft, und nicht dadurch, dass man Menschen mit vielen Kontakten (z.B. Lehrer) vorzieht.