Reitsport

Die Seuchensaison für den Pferdesport

Erst Corona, nun legt ein Herpes-Ausbruch den Turnierbetrieb still. Das erschwert die Olympia-Vorbereitung, Springreiter Max Kühner befürchtet zudem langfristige Folgen.

Virus, Todesfälle, Quarantäne, Impfung, Nebenwirkungen – all das, was derzeit rund um den Globus hitzig diskutiert wird, hält den internationalen Pferdesport neuerdings doppelt in Atem. Seit am 20. Februar bei einem Springreitturnier in Valencia die ersten Herpes-Fälle registriert wurden, verbreitet eine Seuche inmitten der Pandemie ihren Schrecken. 17 Tiere (Stand Montag) sind an der neuen schweren Herpes-Mutante gestorben, zudem mehrere Fohlen vor oder kurz nach der Geburt daran verendet. Um einen großflächigen Ausbruch zu unterbinden, hat der Weltverband (FEI) alle Pferde in Zusammenhang mit den Turnieren in Valencia sowie der darauf folgenden Global Champions Tour in Katar unter Quarantäne gestellt und die offiziellen Wettbewerbe bis 11. April ausgesetzt.

„Wir sind alle ein bisschen müde: erst Corona, jetzt Herpes noch dazu“, fasst Max Kühner die momentane Stimmungslage zusammen. Österreichs bester Springreiter war bereits zum Auftakt der mit 25,9 Millionen Euro dotierten Serie in Katar angereist, als er von den Herpes-Fällen in Spanien erfuhr. Er berichtet von „idealem“ Vorgehen der Veranstalter im Wüstenstaat, die aus Valencia weitergereiste Tiere sofort separierten und alle übrigen durchtesteten. Dennoch wurden quer durch Europa ebenso wie in Katar und den USA Fälle registriert. Besonders hart traf es den deutschen Olympia-Kandidaten Sven Schlüsselburg. Seine zwei Toppferde Bud Spencer und Nascari gaben in Doha einen positiven Test ab, in seinem Stall in Baden-Württemberg beklagt er 21 infizierte Tiere, zwei tote Pferde und sechs tote Fohlen.

»Kein völliger Schutz, Neben
wirkungen, Kosten: Auch über die Herpes-Impfung wird diskutiert.«


„Animal distancing“. Kühner hatte Glück. Er feierte in Katar einen Sieg mit Vancouver Dreams und reiste als Tour-Gesamtsechster mit Elektric Blue wieder ab. Stute und Wallach werden seither im Stall im bayerischen Starnberg-Hadorf isoliert betreut – quasi „animal distancing“ mit eigenem Personal und strikt getrennten Trainingszeiten. Denn der Mensch kann zwar selbst nicht am Virus erkranken, es über Kleidung, Sattel oder Trense jedoch übertragen. Nichtstun wiederum ist für die Tiere wie für alle Leistungssportler mitten in der Saison keine Option. „Die Pferde sind topfit und müssen trainiert werden“, so der 47-Jährige. „Ein mühsamer Mehraufwand.“

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