Irgendjemand muss CSU-Chef Markus Söder klar machen, dass er nicht Kanzlerkandidat der Union wird – am ehesten Elder Statesmen wie Wolfgang Schäuble oder Edmund Stoiber. Oder gar Angela Merkel.
Die Würfel in Berlin sind gefallen. Die Führungsgremien der CDU haben ihrem Parteichef Armin Laschet im zunehmend giftigen Duell um die Kanzlerkandidatur die Unterstützung zugesichert – nicht euphorisch, aber doch eindrucksvoll. Keiner der Parteigrößen ist ausgeschert, wie sich dies CSU-Rivale Markus Söder erhofft haben mag. Der Ruf aus den CDU-Reihen nach dem Zampano aus München ist – abgesehen von einigen Hinterbänklern - bisher ausgeblieben.
In München wiederum ließ sich der bayerische Ministerpräsident von seiner CSU indessen auf den Schild heben. Doch in der Machtarithmetik zählt das nicht viel, ist doch die große Schwesterpartei CDU mindestens dreimal so stark – Umfragen für Söder hin, Umfragen für Söder her. Der CSU-Chef, der zuerst monatelang bei jeder Gelegenheit den Stehsatz anbrachte, dass sein Platz in Bayern sei, um dann am Sonntag in Berlin doch seine Anwartschaft aufs Kanzleramt geltend zu machen, erweist sich nun als schlechter, weil wortbrüchiger Verlierer. „Ohne Groll“ wolle er sich dem Verdikt fügen, hatte der ehrgeizige und rhetorisch versierte Franke noch am Sonntag betont.
Mit allen Tricks und Manövern will Söder das Spiel um die Macht jetzt aber in die Länge ziehen – und wird damit manche heimliche Sympathisanten in der CDU vor den Kopf stoßen. Seine einzige Chance - ein offener Aufstand gegen Laschet in der CDU – scheint vertan. Im Gegenteil, die „Söderiaden“ könnten die Reihen in der CDU noch stärker schließen.
Kontrastprogramm der Grünen
Irgendjemand muss Markus Söder klarmachen, dass das Spiel gelaufen ist. Am ehesten kommen dafür Elder Statesman wie Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) oder Mentor Edmund Stoiber (CSU) infrage. Oder hinter den Kulissen, ganz diskret, Angela Merkel, die der neuerdings „ergrünte“ Söder auf einmal als politische Freundin ausgibt.
Es ist im Interesse der Union, oftmals als Kanzlerwahlverein punziert, den auf offener Bühne ausgefochtenen Machtkampf zu beenden. Die Wähler, ohnehin genervt von den Zumutungen der Pandemie, könnten versucht sein, die Union nach 16 Jahren an der Macht im Herbst auf die Oppositionsbank zu schicken. Just die oft in Flügelkämpfen und Ideologiedebatten verstrickten Grünen werden am nächsten Montag bei ihrer Kür wohl ein Kontrastprogramm darbieten.