Im Grenzgebiet zu Thailand eskaliert der Krieg mit der Karen-Minderheit. Eine Eskalation scheint unvermeidlich: Hinter den Kämpfen stecken auch lukrative Interessen.
Vor Sonnenaufgang schon hörten die Bewohner des kleinen thailändischen Dorfes am Grenzfluss Salween heftige Schießereien. Von den bewaldeten Hügeln im gegenüberliegenden Burma stieg dunkler Rauch auf. Dann dröhnten Militärjets über das Gebiet. Es folgten Explosionen. Die rund 450 Einwohner des thailändischen Dorfes wurden evakuiert und weit weg von der gefährlichen Grenze gebracht.
Denn in Burma (Myanmar) hat der seit Wochen wieder aufgeflammte Krieg zwischen Militärs und ethnischen Minderheiten eine neue, gefährliche Eskalationsstufe erreicht: Am Dienstag entbrannten die heftigsten Kämpfe seit Jahren zwischen der Armee und den Guerilleros des Karen-Volkes. Der Karen National Liberation Army (KNLA) war es nach eigenen Angaben gelungen, einen Militär-Außenposten nahe der Thai-Grenze zu erobern. Die Armee reagierte darauf mit Luftangriffen. Doch zur Operation oder zu möglichen Toten, Verletzten verlor sie kein Wort.
Alte Wunden wieder weit offen
Der Vorfall hat zumindest kurz die internationale Aufmerksamkeit auf die explosive Lage in den Gebieten der ethnischen Minderheiten Burmas gelenkt. Denn die Generäle haben nach ihrem Putsch im Februar nicht nur die Demokratisierung mit Gewalt gestoppt und mehr als 750 großteils friedliche Aktivisten getötet. Sondern sie haben auch andere alte Wunden weit aufgerissen: Der interne Krieg mit den Minderheiten ist wieder voll im Gange, die ohnehin labile Nationale Waffenruhe von 2012 seit Wochen hinfällig. Nicht nur die Karen, auch militante Gruppierungen der Shan nahe China, der christlichen Kachin oder der muslimischen Rohingya haben zu den Waffen gegriffen.