Corona-Impfung

Impftermine für alle: Bundesländer folgen Niederösterreich vorerst nicht

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GREECE-HEALTH-VIRUS-VACCINEAPA/AFP/ARIS MESSINIS
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Im Mai sollen 500.000 pro Woche, im Juni 700.000 Impfdosen pro Woche geliefert werden. Die meisten Bundesländer bleiben dennoch bei einer konservativen Vergabe der Impftermine.

Im Juni werden pro Woche 700.000 bis 750.000 Impfdosen in Österreich erwartet. Davon werden 500.000 Dosen von Biontech/Pfizer kommen. Das sagte Generalmajor und Logistik-Kommandant des Bundesheeres, Andreas Pernsteiner am Donnerstag, nachdem die unterschiedliche Vorgangsweise in einzelnen Bundesländern bei der weiteren Corona-Impfkampagne am Mittwoch Fragen aufgeworfen hatte. "Damit wird es auch das werden, was kommuniziert wurde: 100.000 Impfungen pro Tag."

Niederösterreich hatte am Mittwoch angekündigt, die Impfanmeldung ab dem 10. Mai für alle über 16 freizuschalten. Pernsteiner sagte: "Ich kann natürlich nicht die Planungen der Bundesländer bewerten. Aber von der Lieferseite kann ich sagen, dass 500.000 der 700.000 bis 750.0000 pro Woche angekündigten Impfdosen von dem Hersteller Biontech/Pfizer kommen werden. Es gibt gute Gründe, sich darauf zu verlassen." Der Generalmajor verwies auf die hohe Zuverlässigkeit des Unternehmens bisher.

Die Zahlen wurden am Donnerstag auch von einem Kabinettsmitarbeiter des Gesundheitsministers Mückstein bestätigt: So sollen noch diese Woche mehr als 500.000 Impfdosen nach Österreich geliefert werden, im Mai jede Woche 500.000, im Juni werden es dann 700.000 pro Woche sein - und davon jeweils ein Drittel RNA-Imfpstoffe, schrieb dieser auf Twitter.

"Die Freischaltung am 10. Mai für 16 plus bedeutet ja nicht, dass der Impftermin am 11. Mai ist", gab Pernsteiner zu bedenken. Sehr wahrscheinlich hätten Menschen, die sich dann anmelden, einen Impftermin im Juni. Vor dem Hintergrund der Zuverlässigkeit der Lieferungen von Biontech/Pfizer sagte Pernsteiner: "Wenn ein Bundesland eine konkrete Planung zur weiteren Impfkampagne hat, überwiegt sicher der Nutzen das Risiko."

Wien priorisiert auch nach Gefährdungslage

Dass andere Bundesländer Niederösterreich nachfolgen, ist zumindest für die nächste Zeit nicht wahrscheinlich. Mehrere Bundesländer zeigten sich skeptisch und wollen den Schritt nicht mitgehen. So erläuterte ein Sprecher des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ) am Donnerstag, dass Wien weiter auf seine bisherige Schiene - Impfung nach Altersgruppen und Betriebsimpfungen, etwa nach Gefährdungslage - setzen wolle. "Der große Unterschied zwischen beispielsweise mir und einer 30-jährigen Supermarktkassierin ist, dass sie jeden Tag hunderte Kundenkontakte hat und ich dieselben fünf Menschen im Rathaus treffe", erläuterte der Sprecher. "Da macht es doch Sinn, wenn die Supermarktkassierin zuerst geimpft wird."

Zudem sieht die Stadt die Planungssicherheit nicht in ausreichendem Maße gegeben. "Was uns der Bund fix zusagen kann, ist der Impfstoff der laufenden und der kommenden Woche", sagte der Sprecher Hackers. Alles darüber hinaus sei nicht ausreichend planbar.

Meisten Bundesländer planen konservativ

Auch Oberösterreich zeigte sich zurückhaltend: Das Land will seine Impfangebote erst dann allen zugänglich machen, wenn die Gruppe der über 50-Jährigen durchgeimpft ist. Damit sei Ende Mai zu rechnen, erklärte Landeshauptmannstellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) in einer Aussendung. Mittel- und langfristige Planungen seien derzeit noch nicht verlässlich möglich, da es immer nur für zwei Wochen zugesagte Impfstofflieferungen gebe.

Auch in Kärnten werden die Impfungen weiter von Woche zu Woche geplant, sagte Gerd Kurath vom Landespressedienst am Donnerstag. Jüngere Altersgruppen kämen bis zum Sommer an die Reihe. Zum Vergleich mit Niederösterreich sagte Kurath, dass dort Impftermine anders als in Kärnten drei Wochen im Voraus vergeben werden. In Kärnten plane man wie in den meisten anderen Bundesländern konservativ: Verimpft werde, was man bekommen habe.

Das Burgenland will ebenfalls bei seiner bisherigen Vorgangsweise bleiben und die Anmeldung zur Corona-Impfung nicht für alle über 16 freischalten. Das habe vor allem logistische Gründe, hieß es vonseiten des Koordinationsstabs Coronavirus. Auf diese Weise könne man je nach Verfügbarkeit der Impfstoffe besser kalkulieren. Vormerken könne sich wie gehabt jeder, die Einladungen würden dann nach der Reihung im Impfplan verschickt.

In der Steiermark läuft derzeit der Testbetrieb für die Auswahl und aktive Anmeldung zu Impfterminen vorerst auf den Impfstraßen und ähnlich wie in Niederösterreich. Mitte Mai soll die Aktiv-Anmeldung auf die steirischen Impfordinationen ausgeweitet werden. Vorgesehen ist, dass angemeldete Impfwillige künftig ein E-Mail oder eine SMS mit persönlichem Link zugeschickt bekommen und sie damit online einen Termin aussuchen können. Diese Einladungsmails werden aber nicht an alle zugleich, sondern entsprechend dem nationalen Impfplan nach Prioritäten, wie etwa Alter oder bestimmten Vorerkrankungen, gereiht verschickt.

Seitens des Landes Tirol hieß es, dass in Tirol Termine für Covid-Impfungen erst dann vergeben werden, wenn die Verfügbarkeit der Impfstoffe gewährleistet ist. Damit können Unannehmlichkeiten wie etwa Stornierungen von Impfterminen bestmöglich vermieden werden. Diesen Weg der Verlässlichkeit werde das Land Tirol auch weiterhin verfolgen.

Den niederösterreichischen Impfplan will auch Salzburg nicht einschlagen. Gesundheitsreferent LHStv. Christian Stöckl Stöckl hält diese Vorgehensweise zu riskant und „nicht sinnvoll." Man könne nicht Termine bis Ende Mai vergeben, weil die Anzahl der Lieferungen von Impfstoffen unsicher sei. "Bei Johnson&Johnson und AstraZeneca wissen wir nicht, wann die nächsten Lieferungen kommen. Ich würde nicht das Risiko eingehen, soweit hinaus Termine zuzusagen.“ Christoph Fürthauer von der Ärztekammer Salzburg bezeichnete das niederösterreichische Konzept "vielleicht ein bisschen zu mutig".

(APA)

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