Die deutsche Sozialdemokratie ist von der Volks- zur mittelkleinen Partei abgestiegen, Union und Grüne sind in dem Umfragen längst enteilt. Warum eigentlich?
Berlin. Wenn der Wähler die deutschen Sozialdemokraten wieder einmal ohrfeigte – und das tat er in den vergangenen eineinhalb Dekaden häufig – dann spendete den Genossen ein Gedanke Trost: Irgendwann würde die Ära von Kanzlerin Angela Merkel enden und ihrer Union damit das wichtigstes Wahlargument abhanden kommen. CDU/CSU würden orientierungslos durch die politische Landschaft irren und sich in Diadochenkämpfen um Merkels Erbe verlieren. Der stabilitätssüchtige Deutsche würde sich auf der Suche nach Halt dem kleinen Koalitionspartner, der SPD, zuwenden. Alles würde gut.
Und wirklich: Die Union schleppt sich zerrissen in das Wahljahr und angeführt von einem Kanzlerkandidaten, den der Großteil der eigenen Partei für eine missglückte Wahl hält. CDU/CSU verlieren dramatisch in den Umfragen. Was für ein Glücksfall für die SPD, könnten man meinen. Doch die Partei zieht aus der Union-Krise bisher null Nutzen. Im Gegenteil: Sie schrumpft weiter. Das historisch schlechte Wahlergebnis (20 Prozent, 2017) wäre, Stand heute, schon Achtungserfolg. Neulich wiesen zwei Umfragen die SPD bei 13 Prozent aus. Ein Desaster für Deutschlands älteste Partei.