Nach 13 Jahren - und einer Pandemie - endet Bernhard Tilgs Ära als Tirols Gesundheitslandesrat. Sein Name ist mittlerweile verknüpft mit dem Coronavirus-Ausbruch in Ischgl und einem umstrittenen Auftritt in der „Zeit im Bild 2“.
Der "Urknall" Ischgl hat ihn nicht aus dem Amt gekegelt - aber er hat ein langsames Hinausstolpern in Gang gesetzt. Tirols ÖVP-Gesundheitslandesrat, Bernhard Tilg, unzählige Male angezählt und für ausgeknockt erklärt, verlässt nunmehr tatsächlich den politischen Ring. Der studierte Elektrotechniker geht nach 13 Jahren in der Landesregierung in die Tiroler Politgeschichte ein.
Es ist das "Drama" des Bernhard Tilg, dass sein Name wohl für immer mit Ischgl verbunden wird - der Ort, der zumindest lange Zeit als der Corona-Hotspot Europas galt. Innerhalb weniger Tage befand er sich im Auge des (medialen) Orkans - seinen ungelenken Auftritt in der "Zeit im Bild 2" des ORF, Stichwort "Die Behörden haben alles richtig gemacht", wurde er nie wieder los. Wie viel Schuld oder Nicht-Schuld angesichts der weltweiten Pandemie einen Tiroler Gesundheitslandesrat trifft, bleibt dahingestellt. Doch das Versagens-Etikett blieb - auch wenn die Ischgl-Expertenkommission zu dem Urteil kam, dass es seitens des Landes zu keinem Versagen, sondern zu Fehleinschätzungen gekommen sei.
Andere zur Seite gestellt
Fortan war der - ansonsten als Sachpolitiker anerkannte Tilg - eine "Lame Duck". Für öffentliche Auftritte wurde er nur mehr spärlich herangezogen - andere dominierten die Bühne, wie Corona-Einsatzstab-Leiter Elmar Rizzoli. Auch ein Gesundheitsdirektor wurde ihm inzwischen zur Seite gestellt. Tilg werkte im Hintergrund. Und stand doch im Fadenkreuz der Opposition. Dies hing auch mit seinem weiten Aufgabengebiet in einem Ressort zusammen, in dem man auf Länderebene noch viel entscheiden kann. Er entschied auch so einiges - von der Pflege über den Rettungsdienst -, doch die Krux blieb der öffentliche Auftritt. Zu umständlich formulierend, zu wenig wortgewandt, kurzum: zu wenig Öffentlichkeitspolitiker. Solange Corona noch nicht über alle hereingebrochen war, reichte das - mit Platters Rückendeckung.
Tilg wurde am 1. September 1967 in Zams geboren. Er besuchte die HTL für Elektrotechnik in Innsbruck und studierte danach Elektrotechnik in Graz. 1995 promovierte Tilg und blieb danach als Assistent am Institut für Elektro- und biomedizinische Technik an der Technischen Universität dort. 1999 habilitierte der Tiroler und wurde 2002 Universitätsprofessor für Medizinische Informatik und Biomedizinische Technik an der Privatuniversität Umit in Hall. Im selben Jahr wurde er zum Vizerektor ernannt und seit Oktober 2004 stand er der Umit als Rektor vor. 2008 wurde er Gesundheitslandesrat im Kabinett Platter, dem er seither angehörte.
(APA)